Es gibt zahlreiche Beispiele, die zeigen, was geschlechtersensible Forschung bewirken kann: In der Medizin führte sie etwa zu neuen Erkenntnissen bezüglich der Diagnose und Therapie von Herzinfarkten. In der Mobilitätsforschung zeigt sich, dass Städte und Infrastrukturen für alle sicherer werden, wenn die Planung geschlechtersensibel erfolgt. In der Klimaforschung ist eine differenzierte Analyse notwendig, um Anpassungsstrategien zu entwickeln, weil Menschen auch geschlechterabhängig unterschiedlich vom Klimawandel betroffen sind.
Geschlechtersensible Forschung ist also notwendig, da sich die fehlende Berücksichtigung der Kategorien Geschlecht und Gender unmittelbar auf die Lebensqualität von Menschen auswirken kann. An der Universität Bamberg widmet sich dem das Projekt „GENIAL forschen“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. „GENIAL“ steht dabei für „GEschlechterpoteNzIALe nutzen – Gesellschaft verändern“. Ziel ist es, geschlechtersensible, bedarfsorientierte Forschung zu stärken und an der Universität Bamberg zu etablieren.
Festakt widmet sich geschlechtersensibler Forschung
Der Festakt der Frauenbeauftragten der Universität, der jährlich im Dezember stattfindet, widmet sich in diesem Jahr ebenfalls dem Thema geschlechtersensibler Forschung. Er findet am Mittwoch, 14. Dezember 2022, um 18 Uhr via Zoom statt. Alle interessierten Personen sind herzlich eingeladen. Der Festvortrag von Prof. Dr. Brigitte Röder, Leiterin des Fachbereichs Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie an der Universität Basel, steht unter dem Titel „Jagende Helden und kochende Mütter? Zur Notwendigkeit geschlechtersensibler Forschung am Beispiel der Prähistorischen Archäologie“.
„Ausgangspunkt ist das Phänomen, dass in aktuellen Geschlechterdebatten immer wieder auf die angeblich ‚ursprünglichen‘ und ‚natürlichen‘ Männer- und Frauenrollen in der Urgeschichte Bezug genommen wird“, erläutert Röder. Bei näherer Betrachtung zeige sich jedoch, dass es sich dabei nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern vielmehr um das patriarchale bürgerliche Rollenmodell handle, das als vermeintlich ursprünglich und allgemein menschlich auf die Anfänge der Menschheit projiziert werde. „Der Vortrag skizziert die wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Relevanz dieser Projektion und zeigt auf, wie sich die Verflechtung von Gegenwart und Vergangenheit sowie von Gesellschaft und Wissenschaft mit Hilfe geschlechtersensibler Forschung entwirren lässt“, erklärt Brigitte Röder. Im Anschluss an den Vortrag diskutieren Prof. Dr. Thomas Saalfeld, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Bamberg, sowie Prof. Dr. Christof Rolker, Inhaber der Professur für Historische Grundwissenschaften, gemeinsam mit der Rednerin auf dem Podium.
Umrahmt wird der Festakt von einer Ausstellung in der Teilbibliothek 3, Feldkirchenstraße 21. Bis Dienstag, 31. Januar 2023, stellen dort Wissenschaftler*innen der Universität ihre Forschung und insbesondere die darin enthaltenen Aspekte der Geschlechtersensibilität in Form von Postern vor. Die Ausstellung ist darüber hinaus auch online zu finden. Beim Festakt werden die besten Poster mit einem Preisgeld von je 300 Euro ausgezeichnet. Daneben vergeben die Frauenbeauftragten den PUSh-Preis für Studentinnen mit hervorragenden Leistungen sowie den Bettina-Paetzold-Preis für gute Genderlehre.
Weitere Informationen zum Programm des Festakts, die Zoom-Zugangsdaten sowie die Poster der Ausstellung unter: www.uni-bamberg.de/frauenbeauftragte/wir-ueber-uns/festakt
Die Öffnungszeiten der Teilbibliothek 3 sind zu finden unter: www.uni-bamberg.de/ub/oeffnungszeiten
Beachten Sie bitte die Weihnachtsschließung der Universität, von der auch die Universitätsbibliothek betroffen ist: www.uni-bamberg.de/universitaet/aktuelles/weihnachtsschliessung