Im Rahmen der Agenda 2030 haben sich die Vereinten Nationen auf die Sustainable Development Goals (SDGs) geeinigt. Die 17 Ziele umfassen verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit wie etwa Armut zu beseitigen, hochwertige Bildung zu fördern, Geschlechtergleichheit zu erreichen, nachhaltige Städte und Gemeinden zu schaffen sowie Ungleichheiten zu verringern. Um genau diese 17 Ziele geht es auch beim diesjährigen Nachhaltigkeitsmonat (NaMo) der Universität Bamberg: Jedem SDG wird ein Tag im Mai gewidmet, an dem sowohl die gesellschaftliche Herausforderung theoretisch herausgearbeitet, als auch praktische Wege zur Bewusstseinsbildung und Lösung der Herausforderung aufgezeigt werden. Einige Veranstaltungen haben bereits stattgefunden. Zu den noch anstehenden sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
„Der Nachhaltigkeitsmonat hat bereits eine 10-jährige Tradition“, sagt Kanzlerin und Nachhaltigkeitsbeauftragte der Universität Dr. Dagmar Steuer-Flieser. Denn 2013 fand erstmalig der Vorläufer des NaMo, der „Hochschultag Ökosoziale Marktwirtschaft“, statt. „Ich freue mich sehr, dass diese Tradition nun schon so lange Bestand hat und sich über die Jahre von einem einzelnen Tag in einen ganzen Monat gewandelt hat“, sagt Steuer-Flieser. „Das spiegelt auch wider, dass sich die Nachhaltigkeitsbemühungen der Universität seitdem kontinuierlich gesteigert und erweitert haben.“ Offiziell zertifiziert werden sollen diese Bemühungen in ökologischer Hinsicht nun durch EMAS. Die Abkürzung steht für „Eco-Management and Audit Scheme“. Es ist ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union um Organisationen zu unterstützen, ihre Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Dabei werden alle Bereiche der Universität – Forschung, Lehre und Verwaltung – einbezogen. Erst Ende April waren die externen Gutachter an der Universität – das Ergebnis steht noch aus und wird im Sommer 2023 erwartet.
Einer, der schon am „Hochschultag Ökosoziale Marktwirtschaft“ mitgewirkt hat, ist Dr. Fritz Reheis. Bis zu seiner Pensionierung 2015 war er selbständiger Fachvertreter für Didaktik der Sozialkunde an der Universität Bamberg. Nach wie vor ist er als Lehrbeauftragter tätig. Bei der Auftaktveranstaltung des NaMo 2023 am Dienstag, 2. Mai, hielt er einen Vortrag unter dem Titel „Was heißt ‚nachhaltig’? Und wie können Lehre und Forschung die UN-Ziele fördern?“. Dabei ging es einerseits darum, Nachhaltigkeit zu definieren und die SDGs vorzustellen. Für Reheis ist Nachhaltigkeit vor allem eine Frage des klugen Umgangs mit Zeit. Andererseits ging es auch darum, Impulse zu liefern, wie die Universität in Forschung und Lehre das Thema Nachhaltigkeit aufgreifen kann. Reheis plädiert für einen Grundkurs Nachhaltigkeit für alle Studierenden. Etwas Ähnliches auf freiwilliger Basis ist in Bamberg bereits in Planung, wie Dr. Carolin Brix-Asala, Umweltmanagementbeauftragte und Koordinatorin des Nachhaltigkeitsbüros der Universität Bamberg, bei der anschließenden Podiumsdiskussion erläutert. Voraussichtlich ab dem kommenden Wintersemester können Studierende, die ausreichend Kurse mit Fokus auf Nachhaltigkeit belegt haben, ein entsprechendes Zertifikat erhalten. Aktuell wird ein Konzept für diese Maßnahme entwickelt.
Mit Brix-Asala und Reheis auf dem Podium waren Dr. Yelva Larsen aus der Didaktik der Naturwissenschaften, Prof. Dr. Marc Redepenning, Inhaber des Lehrstuhls für Geographie I, Studentin Johanna Vogler und Prof. Dr. Björn Ivens, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Vertrieb und Marketing. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie engagieren sich in der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit, die 2016 aus dem Bestreben entstand, sich dem Thema Nachhaltigkeit an der Universität Bamberg in strukturierter Art und Weise zu widmen. Auf dem Podium hatten die Diskutant*innen die Chance, die verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen sie sich innerhalb der Steuerungsgruppe engagieren, vorzustellen sowie generell darüber zu diskutieren, was an der Universität in Sachen Nachhaltigkeit bereits gut läuft und was noch ausbaufähig ist. Kritische Fragen kamen vor allem auch von den Student*innen aus dem Publikum. Das zeigt einmal mehr, was auch schon Prof. Dr. Stefan Hörmann, Vizepräsident für Lehre und Studierende, in seinem Grußwort betonte: „Die Studierenden sind ein wichtiger Motor der Nachhaltigkeitsentwicklungen an der Universität Bamberg.“ Sie sind unter anderem aktiv in den verschiedenen Arbeitsgruppen der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit, im Nachhaltigkeitsbüro, starten eigene Initiativen und Veranstaltungen und stellen kritische Fragen.
Am Wochenende des 6. und 7. Mai stand eine durch das Ökologiereferat der Studierendenvertretung organisierte Wanderung auf dem Programm des NaMo 2023. Während der Wanderung in der Fränkischen Schweiz gaben Expert*innen der European Geography Association Bamberg (EGEA) inhaltlichen Input zu dem SDG 15: Leben an Land. Dabei ging es etwa um den Schutz von Ökosystemen und den Erhalt der biologischen Vielfalt speziell im Naturpark der Fränkischen Schweiz.
Wer nach der Wanderung noch Lust auf mehr Natur-und Gemeinschaftserlebnisse hatte, konnte sich zu einer Outdoor-Übernachtung auf dem Campingplatz Fränkische Schweiz anschließen.
Am Donnerstag, 4. Mai, ging es ebenfalls um das Leben an Land: Die Didaktik der Naturwissenschaften lud ins Noddack-Haus ein zum Workshop „Artenvielfalt im Sand und in Vogelnistkästen“. Gemeinsam tauchten die Teilnehmer*innen in die Insektenwelt in sandigen Böden und in die Artenvielfalt bei Vogelnistkästen ein. Sie stellten Sandarien, also Nisthilfen für Wildbienen und Lehm- und Grabwespen, sowie Vogelnisthilfen her. Ziel war es, einen Beitrag zur Sicherung der Biodiversität in Stadt und Land zu leisten.
Zwei Experten hielten zudem Impulsvorträge. Dr. Karl-Heinz Schmidt, Leiter und Koordinator der Ökologischen Forschungsstation Schlüchtern (ÖFS), widmete sich in seinem Vortrag dem Thema Vögel in heimischen Gärten, und Dr. Joachim Langstein, Lehrbeauftragter für das Fach Biologie an der Universität Bamberg, sprach über Wildbienen im Sand.
Noch den ganzen Mai über warten zahlreiche weitere Veranstaltungen zu Nachhaltigkeit und den SDGs auf interessierte Besucher*innen. Das gesamt Programm ist zu finden unter: www.uni-bamberg.de/nachhaltigkeit/nawo/namo-2023