Fairtrade, Nistkästen, Tauschschrank, …

In Sachen Nachhaltigkeit hat sich im Sommer einiges getan

Nistkästen für Mauersegler werden mit Hilfe eines Krans an der Fassade befestigt.
  • Campus
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  • 07.10.2024
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  • Hannah Fischer
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  • Lesedauer: 6 Minuten

Über den Sommer wurden einige Projekte in Sachen Nachhaltigkeit an der Universität Bamberg vorangetrieben. Hier gibt es jetzt Updates zu den neuesten Entwicklungen:

Nistkästen am Marcushaus

Mauersegler können jetzt am Marcushaus nisten. Am Montag, 12. August 2024, wurden dort insgesamt neun Nistkästen angebracht. Der Mauersegler ist selten am Boden zu sehen, da er die meiste Zeit seines Lebens in der Luft verbringt. Nur zum Brüten und zur Aufzucht seiner Jungen muss er landen. Seine Nester baut er häufig in der Nähe von Menschen, etwa in Mauerritzen oder unter Dächern. Durch Neubauten und Hausrenovierungen sind immer weniger geeignete Nistplätze verfügbar. Aber der Mauersegler akzeptiert auch speziell für ihn gefertigte Nistkästen – wie sie jetzt an der Universität zu finden sind. Patrick Weiß vom Personalrat, der auf die Idee kam, dieses Projekt an der Universität umzusetzen und die Organisation übernommen hat, erläutert: „Wir hoffen, dass ungefähr ab April 2025 die ersten Mauersegler dort nisten werden. Sie sind nämlich Zugvögel, die den Winter in Afrika verbringen und erst im Frühjahr wieder nach Mitteleuropa kommen.“

Finanziert werden die Nisthilfen am Marcushaus aus Bundesgeldern, die der Stadt Bamberg im Rahmen des Projekts „Städtische Wälder und Parks in Bamberg – Biodiversität und Klimaanpassung im Raum“ zur Verfügung stehen. Patrick Weiß hat deshalb eng mit Dr. Jürgen Gerdes vom Klima- und Umweltamt und mit Thomas Köhler von der Initiative Artenschutz in Franken zusammengearbeitet. Künftig ist angedacht, weitere Nisthilfen an Universitätsgebäuden anzubringen. In Frage käme zum Beispiel das Gebäude in der Oberen Karolinenstraße 8.

Kreislaufschrank an der Feki

Ein Projekt, das ebenfalls von Patrick Weiß initiiert und umgesetzt wurde, ist der Kreislaufschrank, der seit September 2024 in der Feldkirchenstraße 21 zu finden ist – genauer: im Flur bei den Getränke- und Snackautomaten, der zum Universitätssportzentrum führt. Hier kann alles getauscht werden, was Personen oft in „Zu-Verschenken-Kisten“ vor die eigene Haustüre stellen – seien es Bücher, Küchenzubehör oder Wohnaccessoires. Nicht erlaubt sind Dinge, die verderben können oder eine Gefahr für Leib und Leben oder Kinder darstellen können. Natürlich sollten auch nur angemessene Mengen an Tauschgut in den Schrank gestellt werden. Patrick Weiß hat den gelben Schrank, der aussieht wie eine Telefonzelle, selbst umgebaut: „Ich hoffe, dass die Möglichkeit von Universitätsangehörigen rege und verantwortungsvoll genutzt wird. Zunächst gibt es eine Probezeit von sechs Monaten. Sollte sich das Konzept bewähren, kann der Kreislaufschrank dort bleiben.“ Und Patrick Weiß möchte sich auch noch bedanken: „Insbesondere die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung I und des IT-Service haben mich bei meinen beiden Vorhaben immer tatkräftig unterstützt.“

Universität Bamberg als Fairtrade-University rezertifiziert

Für ihren Einsatz in Sachen Nachhaltigkeit wurde die Universität Bamberg im Sommer 2024 erneut ausgezeichnet und darf weiterhin den Titel „Fairtrade-University“ tragen. 2018 wurde ihr der Titel erstmals verliehen. Die Zertifizierung muss jedes zweite Jahr erneuert werden. Fairtrade-Universities fördern das Bewusstsein und das Engagement von Hochschulakteurinnen und -akteuren für fairen Handel – verbunden mit der Umsetzung konkreter Projekte auf dem Campus. „Dass wir inzwischen schon so lange als Fairtrade-University ausgezeichnet werden, ist auch studentischem Engagement zu verdanken“, sagt Kanzlerin und Nachhaltigkeitsbeauftragte der Universität Dr. Dagmar Steuer-Flieser. „Das zeigt, dass alle Statusgruppen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit auf unserem Campus mitwirken, was mich sehr freut.“ Seit der letzten Rezertifizierung hat sich zum Beispiel im Studierendenparlament ein Referat Fairtrade gegründet.

Forschung rund um Nachhaltigkeit

Die Universität Bamberg fasst Nachhaltigkeit als einen Prozess im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung auf, der alle Lebens- und Arbeitsbereiche umfasst. Neben Lehre und Campus-Management steht dabei also auch die Forschung im Fokus. Im Sommer konnte die erste Klausurtagung zahlreicher Bamberger Forschender stattfinden, die sich mit Themen rund um Nachhaltigkeit beschäftigen. Weitere Treffen werden folgen. Ziel ist es, Kompetenzen die zu Nachhaltigkeitsthemen in der Forschung an der Universität vorhanden sind, zu bündeln und zu vernetzen. Beim ersten Treffen wurden bereits drei Themenschwerpunkte identifiziert: „Kulturen des Lernens“, „Place-based Sustainability“ und „Ressourceneffizienz und Zirkuläre Wirtschaft“. Prof. Dr. Björn Ivens, der die AG Wissenschaft und Forschung innerhalb der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeit an der Universität Bamberg leitet, sieht den ersten gemeinsamen Workshop als vollen Erfolg: „Kolleginnen und Kollegen aller Fakultäten haben ihre Forschungsinteressen abgeglichen und inhaltliche Gemeinsamkeiten entdeckt. Nun wollen wir in Arbeitsgruppen in konkrete interdisziplinäre Forschungsprojekte einsteigen“.

Nachhaltigkeitsstrategie und Überwachungsaudit EMAS

„Aktuell entsteht, aufbauend auf dem bereits bestehenden Leitbild, die Nachhaltigkeitsstrategie für unsere Universität“, sagt Dagmar Steuer-Flieser. In offenen Arbeitsgruppen wurden in den vergangenen Monaten Vorschläge für die sechs Bereiche Forschung, Lehre, Verwaltung und Campusmanagement, Transfer, Studierendenengagement sowie Governance zusammengetragen. Diese Vorschläge wurden von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeitsstrategie zusammengeführt zu einem konkreten Strategie-Entwurf. „Dieser befindet sich aktuell auf dem Gremienweg, sodass die Nachhaltigkeitsstrategie baldmöglichst verabschiedet werden kann“, erläutert Steuer-Flieser.

Bereits seit September 2023 ist die Universität Bamberg als eine der ersten bayerischen Hochschulen und als erste staatliche Universität in Bayern EMAS-zertifiziert. EMAS, das ist die Kurzbezeichnung für das „Gemeinschaftssystem für das Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung“, in Englisch: „Eco-Management and Audit Scheme“. Organisationen, die ein Umweltmanagement nach EMAS etablieren, verpflichten sich dazu, alle einschlägigen Umweltrechtsvorschriften zu erfüllen und einen Prozess der kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Umweltleistung zu organisieren. Im Frühjahr 2024 fand das erste Überwachungsaudit erfolgreich statt. Diese Audits müssen jährlich mit externen Umweltgutachterinnen und -gutachtern im Sinne einer Qualitätskontrolle des Fortschritts der festgelegten Maßnahmen durchgeführt werden.

Studiengang „Strategy & Sustainability“, „Bildungszertifikat Nachhaltige Entwicklung“ und neuer Schwerpunkt in der Pädagogik starten

Zum Wintersemester 2024/25 gibt es zudem Neuerungen in der Lehre. Gleich drei Angebote starten. Der englischsprachige Masterstudiengang „Strategy & Sustainability“ verbindet zwei Perspektiven: Nachhaltigkeit als strategische Priorität für moderne Organisationen und Strategie als wesentliches Element für ökologisch und sozial nachhaltiges Management. Die Studien- und Prüfungsordnung ermöglicht es, den Inhalt des Studiums auf eigene Interessen und zukünftige Berufswünsche abzustimmen: Es stehen Wahlmöglichkeiten etwa aus den Bereichen Management, Wirtschaft, Politikwissenschaften und Wirtschaftsinformatik zur Verfügung.

Bislang konnten Pädagogikstudierende im Bachelor zwischen drei Schwerpunkten wählen. Ab dem Wintersemester 2024/25 gibt es jetzt den neuen Schwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Ebenfalls zum Wintersemester geht das „Bildungszertifikat Nachhaltige Entwicklung“ an den Start, das sich an alle Studierenden in Bachelor-, konsekutiven Master- oder Lehramtsstudiengängen an der Universität Bamberg richtet, die sich für Aufgaben der nachhaltigen Entwicklung qualifizieren wollen. Eine Veranstaltungsreihe aus dem Zertifikatsprogramm ist auch für die an Nachhaltigkeitsthemen interessierte Öffentlichkeit zugänglich: In der „Diskurswerkstatt: Nachhaltige Entwicklung interdisziplinär!“ geht es in zwölf Vorträgen um unterschiedliche Themenfelder der Nachhaltigkeit, die präsentiert und diskutiert werden. Künftig soll es ähnliche Bildungszertifikate auch an weiteren Hochschulen in Bayern geben. Erarbeitet wurden die bayernweiten Anforderungen für die Vergabe von Bildungszertifikaten zur nachhaltigen Entwicklung von der 2019 gegründeten Arbeitsgruppe Zertifikat des Zentrums Hochschule und Nachhaltigkeit in Bayern (BayZeN). Das BayZeN, bei dem die Universität Bamberg Mitglied ist, unterstützt Hochschulakteurinnen und -akteure dabei, die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung von bayerischen Hochschulen zu verbessern.

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Seite 167879, aktualisiert 10.10.2024