Nachdem sich die Universität bereits vor einiger Zeit mit zwei Leitbildern Ziele in den Bereichen Nachhaltigkeit und Lehre gesetzt hat, folgen ganz aktuell und in den kommenden Monaten Strategiepapiere für die Bereiche Forschung, Internationalisierung, Diversität, Transfer und Weiterbildung. Hier stellen Mitglieder der Universitätsleitung die Strategiepapiere vor.
„In den vergangenen drei Jahren ist viel passiert, und wir sind nun an einem Punkt angelangt, an dem die Ergebnisse unserer Arbeit in vielfältiger Weise sichtbar werden“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Fischbach. Exemplarisch seien genannt: Rund 50 Professorinnen und Professoren sind neu berufen, eine neue Grundordnung ist verabschiedet, das Amt der Forschungsdekaninnen und -dekane ist eingerichtet, die Etablierung von Transferdekaninnen und
-dekanen steht kurz bevor, die Rahmenvereinbarung sowie der Hochschulvertrag sind gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst erarbeitet und unterzeichnet und Neuerungen im Rahmen des Bayerischen Hochschulinnovationsgesetzes werden umgesetzt. In diese zahlreichen Entwicklungen und Erfolge reihen sich die Leitbilder und Strategiepapiere ein. „All diese Entwicklungen beflügeln sich gegenseitig und bedingen sich gewissermaßen auch wechselseitig“, erläutert Fischbach.
Zwei der Papiere – nämlich die Leitbilder Lehre sowie Nachhaltigkeit – sind schon länger verabschiedet. Aktuell beziehungsweise in Kürze werden die Strategiepapiere für die Bereiche Diversität, Forschung, Internationalisierung, Transfer und Weiterbildung neu hinzukommen. Teilweise lösen sie alte Strategiepapiere ab oder stehen im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen und Schwerpunktsetzungen. Manche Themen bedurften im Lichte des Hochschulvertrags, des Bayerischen Hochschulinnovationsgesetzes oder der gesellschaftlichen Transformation einer Neuausrichtung, erklärt der Präsident die Themenwahl. Die Strategiepapiere greifen ineinander und sind inhaltlich aufeinander abgestimmt.
Die Strategiepapiere werden den Rahmen für anstehende strategische Entwicklungen und konkrete Maßnahmen bilden: „Wir können als Universität keine guten Entscheidungen treffen, wenn wir uns keine Vision geben. Unser Handeln braucht Richtung und Ziele“, erläutert Fischbach. „In den Strategiepapieren steckt das Herz unserer Universität. Sie sind eine Selbstverpflichtung, in der wir zeigen, wer wir sein wollen und wie wir konkret darauf hinarbeiten.“ Sie tragen zudem dazu bei, dass sich die Universität Bamberg im Umfeld der anderen bayerischen, deutschen und auch internationalen Hochschulen konkurrenzfähig aufstellen kann. Besonders war dem Präsidenten wichtig, den Erarbeitungsprozess partizipativ zu gestalten. „Es hat mich sehr beeindruckt zu sehen, wie ernsthaft und konstruktiv sich alle Statusgruppen mit den Zukunftsthemen unserer Universität beschäftigt haben.“
Transferstrategie, vorgestellt von Prof. Dr. Kai Fischbach, Präsident
uni.kat.: Warum braucht die Universität das Strategiepapier?
Kai Fischbach: Die großen Herausforderungen unserer Zeit, wie Klimawandel, Migrationsbewegungen und der Umbau der Wirtschafts- und Verkehrssysteme, lassen sich nicht bewältigen, ohne wissenschaftliche Erkenntnisse für Anwendungen in Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik zu erschließen. Wir sind uns der daraus erwachsenden Verantwortung sehr bewusst und suchen gezielt die Kooperation mit unserem Umfeld. Gleichzeitig wollen wir auch von diesem lernen. Forschung benötigt immer auch Denkanstöße von außen. Das Strategiepapier wird uns dabei helfen, unsere Transferideen und -projekte effektiv und effizient umzusetzen.
uni.kat.: Welchen Schwerpunkt hat das Strategiepapier?
Kai Fischbach: Inhaltlich setzen wir bewusst keine Schwerpunkte. Uns ist wichtig, die Vielfalt des sozialen, technologischen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Transfers abzubilden, für den wir stehen – von überregional sichtbaren Projekten wie dem Wiederaufbau von Notre Dame, dem Smart City Projekt der Stadt Bamberg oder dem Cleantech Innovation Park in Hallstadt bis hin zu zahllosen kleineren Projekten, die nichtsdestotrotz einen bedeutenden Unterschied machen.
uni.kat.: Wie wird das Strategiepapier im universitären Leben sichtbar werden?
Kai Fischbach: Den Transfergedanken leben wir heute schon in allen Bereichen der Universität. Ich bin immer wieder beeindruckt davon, wie engagiert und vielfältig sich die Mitglieder der Universität in die Gesellschaft einbringen. Insofern wird die Umsetzung der Transferstrategie vermutlich keine so offensichtliche Veränderung im universitären Alltag mit sich bringen. Durch transparentere Strukturen und gezielte Unterstützungsmaßnahmen können wir aber neue Anreize setzen, gute Ideen frühzeitiger und nachhaltiger fördern sowie die Wahrnehmung unserer Transferaktivitäten und -angebote deutlich verbessern.
Forschungsstrategie, vorgestellt von Prof. Dr. Thomas Saalfeld, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs
uni.kat.: Warum braucht die Universität das Strategiepapier?
Thomas Saalfeld: Die Universität ist traditionell stark unterfinanziert, worunter die Arbeitsbedingungen aller Forschenden leiden. Das schließt die Professor*innen ebenso ein wie die Zahl und Dotierung der zu vergebenden Mittelbau- und Hilfskraftstellen. Mängel in der Grundfinanzierung können unter anderem durch Drittmitteleinnahmen kompensiert werden – vor allem in längerfristigen Verbundprojekten. Das Strategiepapier macht aus der Not eine Tugend und formuliert Prinzipien der Forschungsexzellenz, welche sowohl Orientierung als auch Voraussetzung für die Einwerbung von Drittmitteln ist. Kennzeichnend ist, dass wir sensibel für verschiedene Fächerkulturen bleiben und damit multiple Indikatoren der Forschungsexzellenz verwenden.
uni.kat.: Welchen Schwerpunkt hat das Strategiepapier?
Thomas Saalfeld: Das Strategiepapier beginnt mit einer Formulierung des Exzellenzgedankens als Leitmotiv der Bamberger Forschung. Für eine Universität unserer Größe ist es zentral, geeignete Forschungsschwerpunkte zu definieren, die das Profil bestimmen und in der Zahl der Forschenden wie auch der Qualität ihrer Publikationen eine konkurrenzfähige Breite und Tiefe haben. Das geschieht im Strategiepapier unter anderem in den Bereichen der empirischen Methoden zur Erforschung von Bildungsverläufen, der denkmalwissenschaftlichen Erforschung von Kulturlandschaften oder dem neu gegründeten Bamberger Zentrum für Künstliche Intelligenz (BaCAI). Letztlich kommt es in hohem Maße auf die Qualität und Sichtbarkeit der Veröffentlichungen an. Daneben ist die Förderung wissenschaftlicher Exzellenz in allen Karrierephasen von großer Bedeutung. Nicht zuletzt geht das Strategiepapier darauf ein, dass die Universität eine offene, kooperative Einrichtung ist, die in der Forschung der regionalen, nationalen und internationalen Zusammenarbeit bedarf.
uni.kat.: Wie wird das Strategiepapier im universitären Leben sichtbar werden?
Thomas Saalfeld: Das Strategiepapier soll vor allem dadurch Wirkung erzielen, dass es in unseren Fakultäten, Instituten, Fachgruppen und Graduiertenschulen diskutiert wird und über die Gremien der Universität den übergeordneten Strategieprozess beeinflusst.
Diversity-Strategie, vorgestellt von Prof. Dr. Sabine Vogt, Vizepräsidentin für Diversität und Internationales
uni.kat.: Warum braucht die Universität das Strategiepapier?
Sabine Vogt: Die Diversität der Gesellschaft wird in unserer Generation stärker als
früher wahrgenommen und gewürdigt. Daher ist es so wichtig, dass auch unsere Universität eintritt für umfassende Chancengerechtigkeit von Menschen unterschiedlicher Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung, unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft, Nationalität, Religion und Weltanschauung, unterschiedlichen Alters sowie unterschiedlicher körperlicher und geistiger Fähigkeiten, einschließlich Behinderungen und chronischer Krankheiten. Mit der Diversity-Strategie, die meine Amtsvorgängerin Prof. Dr. Christine Gerhardt entworfen hat, werden die vielfältigen Maßnahmen dazu in Forschung, Studium und Lehre und in der Verwaltung gebündelt und sichtbar gemacht.
uni.kat.: Welchen Schwerpunkt hat das Strategiepapier?
Sabine Vogt: Das Spektrum an einzelnen Maßnahmen ist so groß wie die Vielfalt an Diversitäts-Themen. Im Kern geht es dabei um einen respektvollen, diskrimi-nierungsfreien, Chancengerechtigkeit wahrenden Umgang miteinander im universitären Leben – in Forschung und Lehre ebenso wie im Studium oder in der Verwaltung. Dazu gehört Engagement für die Gleichstellung von Frauen in der Wissenschaft und im wissenschaftsstützenden Bereich, Gleichstellung und Nachteilsausgleich für Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen, Antidiskriminierung, Familienfreundlichkeit, Gen-dersensibilität und vieles mehr.
uni.kat.: Wie wird das Strategiepapier im universitären Leben sichtbar werden?
Sabine Vogt: Hierzu möchte ich aus der Präambel der Diversity-Strategie zitieren: „In den kommenden Jahren geht es darum, Gesprächs- und Informationsangebote für alle Universitätsangehörigen auszubauen, das Engagement der verschiedenen Stellen und Interessengruppen durch Vernetzung weiter zu stärken sowie das bisher Erreichte institutionell zu verankern – im Sinne einer Universität, an der der Umgang mit unser aller Unterschiedlichkeit eine Basis für exzellente Forschung und Lehre, Chancengerechtigkeit sowie eine Atmosphäre der Offenheit, des Dialogs und der Zugehörigkeit bildet.“
Internationale Strategie, vorgestellt von Prof. Dr. Sabine Vogt, Vizepräsidentin für Diversität und Internationales
uni.kat.: Warum braucht die Universität das Strategiepapier?
Sabine Vogt: Internationalität wird an der Universität Bamberg schon lange gefördert und gelebt, denn Wissenschaft und Forschung finden international und global vernetzt statt. Daher ist der Austausch auf allen Ebenen wichtig: Bamberger Forschende engagieren sich in internationalen Projekten und Forschungsverbünden; Gastwissenschaftler*innen kommen zum Lehren oder Forschen nach Bamberg; Bamberger Studierende und Promovierende nehmen an mehrsprachigen Studiengängen und Tandemprogrammen teil oder verbringen ein Semester im Ausland; Studierende aus aller Welt kommen für ein Studium oder ein Semester nach Bamberg. Viele Institutionen an der Universität Bamberg unterstützen diese Aktivitäten: das International Office vor allem Studierende, das Welcome Center internationale Gastwissenschaftler*innen, die TRAc Promovierende und PostDocs. Solche und viele andere Aspekte der Internationalisierung besser sichtbar zu machen, sie zu bündeln und sie als Aufgabe und gemeinsames Ziel zu kommunizieren – dazu dient das Strategiepapier.
uni.kat.: Welchen Schwerpunkt hat das Strategiepapier?
Sabine Vogt: Zwei Schwerpunkte, die mir wichtig sind und die mit vielfältigen Maßnahmen im Strategiepapier verankert sind, sind der strategische Ausbau von Partnerschaften mit internationalen Universitäten und die Verstärkung einer Internationalisierung in Bamberg durch mehr englischsprachige und mehrsprachige Angebote in der Lehre und in Studiengängen, aber auch in der internen Kommunikation – etwa auf Webseiten, Benutzeroberflächen oder Formularen.
uni.kat.: Wie wird das Strategiepapier im universitären Leben sichtbar werden?
Sabine Vogt: Mit der Einführung eines eigenen Vizepräsidentschaftsbereichs Diversität und Internationales 2020 hat die Universität ein starkes Zeichen gesetzt, beide Themen in der Leitungsebene zu verankern und damit als zentrale, langfristige Ziele sichtbar zu machen. Die erste Amtsinhaberin, Prof. Dr. Christine Gerhardt, hat in ihrer Amtszeit alle an der Universität für diese Belange engagierten Akteur*innen an Runden Tischen miteinander vernetzt und in Zusammenarbeit mit ihnen die Internationale Strategie und die Diversity-Strategie entworfen; meine Aufgabe ist es jetzt, deren operative Umsetzung zu begleiten.
Weiterbildungsstrategie, vorgestellt von Prof. Dr. Stefan Hörmann, Vizepräsident für Lehre und Studierende
uni.kat.: Warum braucht die Universität das Strategiepapier?
Stefan Hörmann: Die Universität Bamberg hatte sich in der Zielvereinbarung mit dem Wissenschaftsministerium für die Jahre 2019–2022 verpflichtet, eine Weiterbildungsstrategie zu entwickeln. Mittlerweile wurde die akademische Weiterbildung auch prominent im Bayerischen Hochschulinnovationsgesetz und in der Rahmenvereinbarung Hochschulen 2023–2027 platziert. Die Bedeutsamkeit akademischer Weiterbildung ergibt sich aus dem Verständnis von Bildung als lebenslangem Lernprozess sowie aus der Notwendigkeit von Bildungsmöglichkeiten für die gesellschaftliche Weiterentwicklung. Letztere zielen vor allem darauf, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in Unternehmen und die gesamte Gesellschaft zu transferieren, Fachkräfte zu qualifizieren und Berufstätigen die Anpassung an sich verändernde Arbeitswelten zu erleichtern (re-skilling und up-skilling).
uni.kat.: Welchen Schwerpunkt hat das Strategiepapier?
Stefan Hörmann: Im Strategiepapier werden verschiedene Optionen für zukünftige Weiterbildungsangebote entfaltet. Insbesondere sollen diese, orientiert am Profil unserer Universität, gesellschaftlich relevante und zukunftsträchtige Forschungs- und Lehrthemen aufgreifen und so die Sichtbarkeit der Universität in der Gesellschaft erhöhen. Fokussiert werden könnten insbesondere die Bereiche Betriebswirtschaftslehre, Gesundheitsförderung, Nachhaltigkeit, Diversität, Aufklärung gegen Desinformation, Digitalisierung in Verbindung mit soziotechnischen Aspekten sowie die Vermittlung für bestimmte Regionen der Welt nötiger fremdsprachlicher, landeskundlicher und politikwissenschaftlicher Expertise.
uni.kat.: Wie wird das Strategiepapier im universitären Leben sichtbar werden?
Stefan Hörmann: Neue Weichenstellungen für unser künftiges Weiterbildungsangebot werden bald erfolgen und in die Universität kommuniziert. Für die Dozierenden werden sich neue Lehrmöglichkeiten ergeben. Auch werden Personen, die dieses Angebot nachfragen, neu an die Universität kommen.
Bereits seit Längerem sind die Leitbilder Nachhaltigkeit und Lehre verabschiedet:
Das Leitbild Nachhaltigkeit basiert auf den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Es legt den Fokus auf die wissenschaftliche Forschung zu Nachhaltigkeit und das Vermitteln von wissenschaftlichen Theorien und Ergebnissen in Lehre und Weiterbildung. Gleichzeitig strebt die Universität im Bereich des Campusmanagements eine Vorbildfunktion bei ihrem Weg zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Einrichtung an. Dabei bindet sie alle Statusgruppen der Universität ein. Aufbauend auf der erfolgreichen EMAS-Zertifizierung im Jahr 2023 wird aktuell etwa EMASplus, ein vertieftes Nachhaltigkeitsmanagementsystem, angestrebt.
Das Leitbild Lehre dient als Orientierung und Richtschnur für die Gestaltung von Lehre und Lernen an der Universität Bamberg. Im Zentrum steht dabei, Bildung als lebenslangen Lernprozess zu begreifen, den es zu fördern und zu gestalten gilt und der Dimensionen wie Transfer, Internationalität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Sinne moderner Lehr-Lern-Formate berücksichtigt.