Von Mentorinnen begleitet, von Visionen getragen

Wie die Universität Frauen beim Start in die Selbstständigkeit unterstützt | aus uni.kat 02/2024

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  • 31.10.2024
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  • Hannah Fischer
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  • Lesedauer: 9 Minuten

Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert in der Startup-Szene, auch wenn immer mehr den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Für sie sind deshalb Netzwerke und Initiativen im Startup-Bereich besonders wichtig. Hier setzt das Programm Female Entrepreneurship Empowerment (FEE) an. Das Büro für Innovation und Gründung der Universität unterstützte während eines zehnmonatigen Qualifizierungsprogramms bis Oktober 2024 insgesamt zehn Frauen bei der Entwicklung ihrer Gründerinnenpersönlichkeit und der Weiterentwicklung ihrer Gründungsidee. Fünf von ihnen stellen sich hier vor. Aktuell und bis Sonntag, 10. November 2024, läuft übrigens die Bewerbungsphase für das FEE-Stipendium 2025.

„Immer mehr Frauen gründen Startups“ – das vermeldete der Startup-Verband im November 2022. Doch trotzdem betrug der Gründerinnenanteil unter deutschen Startups in dem Jahr nur rund 20 Prozent. Das zeigte der Female Founders Monitor des Startup-Verbands und der globalen Recruiting-Plattform StepStone. Der Gender-Gap ist also weiterhin groß; Frauen sind im deutschen Startup-Ökosystem nach wie vor unterrepräsentiert. Das Phänomen schlägt sich auch an der Universität Bamberg nieder, wie Sarah Dahnen vom Büro für Innovation und Gründung (BIG) erzählt: „Wir sehen ganz klar, dass sich zu unseren zahlreichen Workshops mehr Frauen als Männer anmelden. Wenn es dann aber um die konkrete Gründungsberatung oder die tatsächliche Gründung geht, ist auch bei uns der Anteil der Männer deutlich höher.“ Die Ursachen dafür sind vielfältig.

Netzwerke und Initiativen für Gründerinnen wichtig

Was der Female Founders Monitor aber ebenfalls zeigt: Netzwerke und Initiativen im Startup-Bereich sind gerade für Gründerinnen wichtig. Hier setzt das Programm Female Entrepreneurship Empowerment – kurz: FEE – der Otto-Friedrich-Universität Bamberg an. Das BIG unterstützt während eines niederschwelligen zehnmonatigen Qualifizierungsprogramms von Januar bis einschließlich Oktober 2024 insgesamt zehn Frauen bei der Entwicklung ihrer Gründerinnenpersönlichkeit und der Weiterentwicklung ihrer Gründungsidee. Finanziert wird das Programm vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter Beteiligung des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Rahmen des Förderprogramms EXIST-Women, das Frauen bei den ersten Schritten zur eigenen Gründung unterstützen will. „Als Universität setzen wir uns ein für Gleichstellung und Vielfalt. Das FEE-Programm ist dafür ein wunderbares Beispiel, das dazu beiträgt, dass alle unsere Studierenden die Möglichkeit haben, ihr unternehmerisches Potential zu entfalten“, sagt Prof. Dr. Sabine Vogt, Vizepräsidentin für Diversität und Internationales. „Durch die Unterstützung von Frauen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit stärken wir nicht nur ihre individuelle Entwicklung, sondern bereichern auch unsere Universitätsgemeinschaft und die Unternehmenslandschaft in der Region um innovative Perspektiven und Ideen.“

FEE ermutigt Frauen in unterschiedlichen Gründungsstadien

Die Förderung in Bamberg richtet sich an Frauen mit Bezug zur Universität – etwa Studentinnen, Mitarbeiterinnen oder Alumnae –, die sich noch am Anfang ihrer Gründungsgeschichte befinden und sich frühzeitig mit den Themen Gründung und berufliche Selbstständigkeit vertraut machen wollen. „Eine eigene Gründungsidee ist für eine Förderung keine Voraussetzung, sondern kann auch während der Förderung entwickelt werden“, erläutert Sarah Dahnen. Dementsprechend befinden sich die zehn Frauen, die bereits im Dezember 2023 für das Programm unter den Bewerberinnen ausgewählt wurden, in ganz unterschiedlichen Stadien: Manche entwickeln aus ihren Interessen
Geschäftsmodelle, andere feilen an ihrer Idee und stehen kurz vor der Gründung und wieder andere haben den Schritt in die Selbstständigkeit bereits gewagt.

Maßgeschneiderte Unterstützung

Doch wie unterstützt FEE die heterogene Gruppe der (angehenden) Gründerinnen? Teil des Programms sind etwa Sensibilisierungs- und Qualifizierungsworkshops. Die Stipendiatinnen lernen dort zum Beispiel, wie sie ein Geschäftsmodell entwickeln, einen Businessplan erstellen und mit Hilfe von Marketing Sichtbarkeit erreichen können. Zum Programm zählen außerdem eine intensive Gründungsberatung durch die Mitarbeitenden des BIG und Supervisionen. Zentral ist zudem ein Mentorat durch eine erfahrene Gründerin. Eine von ihnen ist Monika Seucan.

Mentorin: „Sei selbstkritisch, mutig und fleißig.“

Monika Seucan hat selbst an der Universität Bamberg Betriebswirtschaftslehre studiert und gemeinsam mit ihrem Mann 1999 centron gegründet. Die Firma ist ein sogenannter Managed Service Provider und bietet Cloud-Lösungen und IT-Services für Unternehmen an. Seucan hat sich dazu entschieden, bei FEE Mentorin zu werden, weil sie aus eigener Erfahrung weiß, dass mit der Gründung eines Unternehmens viele Hürden verbunden sind. „Daher möchte ich Gründerinnen Unterstützung bieten, die ich gerne damals selbst gehabt hätte“, sagt sie. Ihre Aufgabe sieht sie vor allem darin, die Gründerin zu ermutigen und gleichzeitig kritisch das Vorhaben, die Geschäftsidee und die nächsten Schritte zu hinterfragen. Eine Förderung von Gründungsvorhaben hält Seucan für sehr sinnvoll, notwendig und richtig: „Eine funktionierende Volkswirtschaft braucht Pioniere. Obwohl die Gleichstellung immer weiter vorangetrieben wird, haben es Frauen in vielen Bereichen leider immer noch schwieriger. Daher ist jede Unterstützung hilfreich.“ Angehenden Gründerinnen würde sie vor allem folgenden Tipp geben: „Sei selbstkritisch, mutig und fleißig. Halte durch, auch wenn schwierige Zeiten kommen. Du kannst mehr als Du denkst, Du bist mutiger und stärker als Du glaubst.“

Finanzielle Förderung im FEE-Programm

Neben dem Know-how, das für eine Gründung nötig ist und das die Stipendiatinnen bei all den Angeboten im Rahmen von FEE erhalten, spielt natürlich auch die finanzielle Komponente eine Rolle: „Sofern die Stipendiatinnen kein Einkommen erzielen oder maximal 20 Stunden pro Woche einer Erwerbsarbeit nachgehen, können sie ein dreimonatiges Stipendium erhalten“, erläutert Sarah Dahnen. Die Förderhöhe richtet sich danach, ob die Person noch Studentin ist, bereits eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung hat oder promoviert ist. Bis zu 3.000 Euro monatliche Förderung sind möglich. Daneben gibt es für jede Stipendiatin noch eine Sachmittelpauschale sowie einen Kinderzuschlag für unterhaltspflichtige Kinder. Sarah Dahnen fasst zusammen: „Unser Programm bietet finanzielle Unterstützung, maßgeschneiderte Coachings, inspirierende Workshops und persönliche Mentorings – allesamt Schlüsselkomponenten, die zusammen die Gründerinnenpersönlichkeit unserer Frauen stärken. Wir bieten einen maßgeschneiderten Werkzeugkasten für ihre unternehmerische Reise.“

Fünf Stipendiatinnen stellen hier konkret ihre Idee zur Selbstständigkeit vor:

Awije Bahrami, Absolventin der Masterstudiengänge Amerikanistik und Iranistik

„Ich biete Cross-Cultural-Trainings an, in denen unterschiedliche Kommunikationskulturen beleuchtet werden. Aktuell bin ich dabei, mir Sichtbarkeit aufzubauen. Mich reizt an der Selbstständigkeit, dass man die Möglichkeit hat, sich etwas eigenes aufzubauen und über sich hinauszuwachsen. Bisher hat das FEE-Pro-
gramm dazu beigetragen, dass ich selbstbewusster mit meiner Idee durchstarte, denn ich fühle mich gut aufgehoben und weiß, dass ich mich an meine Mentorin oder an die BIG-Mitarbeitenden wenden kann, wenn ich Hilfe benötige.“

Angela Bitzer, Absolventin des Masterstudiengangs BWL und Studentin der Philosophie

„Wir sind beim FEE-Programm eine Gruppe von jungen Unternehmerinnen. Jede hat ihre eigene Idee, ist in einem bestimmten Stadium – wir können alle von- und miteinander lernen und wachsen. Mir hilft FEE vor allem dabei, meine Gründungsidee zu konkretisieren: Ich bin nebenbei als Pilates-Trainerin aktiv und möchte die Kursvorbereitung vereinfachen und visualisieren. Vor dem Hintergrund möchte ich eine Plattform erstellen, auf der man einzelne Übungen zu immer neuen und abwechslungsreichen Kursen zusammenfügen kann. Mit einer Designerin arbeite ich aktuell an einem Prototyp in Form von Spielkarten der einzelnen Übungen. So kann das potenziell digitale Produkt zunächst analog getestet werden.“

Elena Friedel, Mitarbeiterin an der Fachvertretung für Berufliche Bildung und ehemalige Studentin

„Den Gedanken, gesellschaftliche Herausforderungen durch eine eigene Unternehmung anzugehen, trage ich schon lange in mir. In der Lehrkräfteausbildung beschäftige ich mich viel mit dem Thema Schule der Zukunft. Ich bin überzeugt, dass gute Bildung der Schlüssel für die Lösung zentraler Probleme unserer Zeit ist. Gleichzeitig hat die Institution Schule selbst mit massiven Problemen zu kämpfen – von Individualisierung des Lernens bis hin zu Lehrkräftemangel und Digitalisierung. Mit meiner Idee möchte ich Schulen unterstützen, neue Wege zu gehen und sich als lernende Organisation weiterzuentwickeln. Aktuell bin ich dabei, meine Idee Schritt für Schritt weiter zu konkretisieren. Die Coaching Sessions mit meiner Mentorin helfen mir dabei, meine Gedanken rund um die Gründung zu strukturieren und Selbstvertrauen zu entwickeln. Die Reflexionssitzungen mit den BIG-Mitarbeitenden liefern neue Impulse."

Kateryna Kaidashova, Absolventin des Masterstudiengangs Computing in the Humanities

„Angesichts des Klimawandels müssen wir Menschen unser Handeln verändern. Wir sind dafür verantwortlich, die Natur und die Biodiversität zu schützen und zu pflegen. Mit Bloom&Bee möchte ich einfach zu pflegende Blumenbeete entwickeln, die Biodiversität und Klimaresilienz fördern. Sie kommen sowohl den Menschen als Erholungsort und Schnittblumenfeld zugute, als auch der Natur für Insekten und (Wild-)Bienen. Sie können Brach-/Grünflächen schnell aufwerten. Vor Ort als auch per App kann man sich als Community engagieren, eine Verbindung zur Natur pflegen und an Veranstaltungen und Workshops zum Gärtnern, Biodiversität, Stadtklima und Weiteres teilnehmen. Wir haben auf der ERBA unsere Pilotfelder bepflanzt und laden ein, sie zu erkunden. FEE hat mir geholfen, an der Verwirklichung dieses Traums zu arbeiten. Ich habe jetzt alles, um als Gründerin richtig aufzublühen!“

https://bloom-and-bee.de

Julia Theresa Schröder, Absolventin der Psychologie und ehemalige Dozentin der Universität

„Es gibt vieles, was man tun kann, um sich vorbeugend mental zu stärken. Leider ist dieses Wissen aber nicht Teil der Allgemeinbildung. Eigentlich wäre es wichtig, dass wir uns um unsere mentale Gesundheit genauso regelmäßig kümmern wie um das Zähneputzen. Ich vermittle dieses Wissen in Workshops und Coachings und befinde mich mitten in der Umsetzung meiner Gründungsidee. Das Programm FEE hilft mir dabei sehr, weil es mir die Entscheidung erleichtert hat, die Gründung in Vollzeit zu wagen. Die Zweifel sind leise geworden und ich habe dadurch Freiraum gewonnen, meine Idee auszuprobieren.“

https://selbstkompetenz.net

Weitere Angebote des BIG

Das BIG hat für Angehörige der Universität auch außerhalb des FEE-Programms zahlreiche Angebote rund ums Gründen. Einige richten sich speziell an gründungsinteressierte Frauen. Alle Infos gibt es auf der Webseite oder direkt bei den Mitarbeitenden des BIG.

www.uni-bamberg.de/big

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Seite 168320, aktualisiert 31.10.2024