Wissenschaft als Motor regionaler Entwicklung

Beim Dies academicus zeigte Festredner Johannes Glückler, wie Universitäten öffentliche Mittel in regionale Wertschöpfung verwandeln

Projektion "Dies academicus"
  • Campus
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  • 14.11.2025
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  • Hannah Fischer

Ob Gesundheitsforschung, Künstliche Intelligenz oder Lehrkräftebildung – die Otto-Friedrich-Universität Bamberg treibt in vielen Bereichen Entwicklungen voran, die weit über den Campus hinaus ihre Wirkung entfalten. Welche Bedeutung Hochschulen für die regionale Wirtschaft und Gesellschaft haben, zeigte sich beim Dies academicus 2025, mit dem die Universität Bamberg am Montag, 10. November, ihren 378. Geburtstag feierte. 

Zwischen Finanzierungsdruck und Zukunftsauftrag

Im Mittelpunkt des Festakts stand der Vortrag von Prof. Dr. Johannes Glückler, Wirtschaftsgeograph an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er stellte fest, dass Hochschulen weltweit vor Herausforderungen stehen, zu denen unter anderem Finanzierungsdruck zählt, der auch in Bayern eine besondere Rolle spielt: Denn zum Zeitpunkt des Dies academicus fand gerade die Haushaltsklausur statt, in der es unter anderem auch um die Finanzierung der Hochschulen ging. Aus diesem Grund meldete sich Wissenschaftsminister Markus Blume aus der Ferne mit einem Videogruß und betonte, dass es bei den Verhandlungen um die Frage gehe, wie die bayerischen Hochschulen auch in Zukunft so ausgestattet werden können, dass sie eine echte Chance haben, Innovationstreiber zu sein. 

Wie Universitäten regionale Wertschöpfung erzeugen

Vor rund einem Jahr wurde auch in Baden-Württemberg um die Finanzierung der Hochschulen gerungen, wie Johannes Glückler erläuterte. Um die Position der Landesrektorenkonferenz zu stärken, wurde er damals beauftragt, den wirtschaftlichen Beitrag der baden-württembergischen Universitäten in konkrete Zahlen zu fassen. In seinem Festvortrag stellte er die Ergebnisse vor und zeigte damit, wie viel ökonomische Dynamik Universitäten in ihrer Umgebung entfalten. Ihre wirtschaftliche Wirkung entsteht auf mehreren Ebenen: Sie beschäftigen tausende Menschen, vergeben Aufträge an regionale Unternehmen und ziehen Studierende an, die vor Ort wohnen, konsumieren und so zusätzliche Nachfrage erzeugen. Hinzu kommen die Ausgaben für Forschung und Lehre oder die Einwerbung von Drittmitteln, die wiederum in der Region verausgabt werden. Auch Unternehmensgründungen aus den Universitäten heraus tragen dazu bei, dass neue Wertschöpfung in der Region entsteht.

Universitäten geben mehr zurück als sie kosten

In Summe, so Glückler, vervielfachen Universitäten die öffentliche Grundfinanzierung nahezu um das Fünffache. Für jeden vom Land investierten Euro werden rund fünf Euro an wirtschaftlicher Wertschöpfung generiert – etwa durch direkte Ausgaben, durch die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Zulieferern und Dienstleistern sowie durch die Einkommen, die Beschäftigte und Absolventinnen und Absolventen wieder in der Region ausgeben. Auch die sogenannte Bildungsprämie hat einen Effekt für die regionale Wirtschaft: Akademisch Qualifizierte verdienen über ihr Berufsleben hinweg deutlich mehr, zahlen höhere Steuern und stärken so dauerhaft die regionale Wirtschaftskraft.

Wenngleich Glückler sich in seinem Vortrag auf die in Zahlen messbare wirtschaftliche Bedeutung von Hochschulen konzentrierte, hob er hervor, dass Universitäten weit über ihren ökonomischen Beitrag hinauswirken. Er machte deutlich, dass Universitäten Keimzellen für Wissen, Kreativität und gesellschaftlichen Wandel sind. „Es gibt keine Investition, die eine vergleichbare Hebelwirkung entfaltet wie die in Wissenschaft und Bildung“, sagte der Festredner.

Rückblick und Ausblick

Dass Universitäten über ihren ökonomischen Beitrag hinauswirken, wurde auch in der Rede von Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Fischbach klar. Er zeigte auf, welche Entwicklungen und Errungenschaften die Universität für das vergangene Jahr verzeichnen kann: „Wir können stolz und dankbar auf ein Jahr zurückblicken, in dem wir in allen Handlungsfeldern des Hochschulvertrags bedeutende Fortschritte gemacht haben.“ So ging er etwa auf die bauliche und strategische Entwicklung der Universität ein: Die Liegenschaftsanalyse samt vertiefter Machbarkeitsstudie für den Standort Feldkirchenstraße sei abgeschlossen worden. Ausgehend vom Leitbild Nachhaltigkeit konnte zudem die in einem intensiven partizipativen Prozess erarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet werden. Mit der neuen Forschungs- und Transferstrategie stünden zwei weitere zentrale Instrumente kurz vor der Verabschiedung. Sie sollen dazu beitragen, das Profil der Universität weiter zu schärfen.

Forschung: Von Gesundheitsforschung bis Künstliche Intelligenz

In der Forschung zeige sich aktuell besondere Dynamik in der Profilinitiative Gesundheit. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist dabei – neben der interdisziplinären Perspektive – der Ansatz, Gesundheit ganzheitlich, vor dem Hintergrund der persönlichen Entwicklung und im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld des Menschen zu betrachten“, erläuterte Fischbach. Gemeinsam mit den anderen oberfränkischen Hochschulen treibe Bamberg zudem die Pläne für einen Gesundheitscampus Oberfranken voran. 

Die angesprochenen Nachhaltigkeitsbestrebungen seien eng mit Forschung und Lehre verbunden, was insbesondere die neue Profilinitiative Mensch und Umwelt zeige, die sich im Rahmen des Nachhaltigkeitsfests 2025 erstmals der Hochschulöffentlichkeit vorstellen wird.

Auch im Bereich Digitalisierung und Künstliche Intelligenz unterstrich der Präsident die Fortschritte der Universität. Projekte wie das KMU-KI-Erfahrungszentrum im Cleantech Innovation Park Hallstadt und das Smart City Research Lab belegten eindrucksvoll, wie eng Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Region zusammenwirkten. 

Die Gründung des Zentrums für Geschlechtersensible Forschung bezeichnete der Präsident als ein wichtiges Signal in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung. Das Zentrum bündele vorhandene wissenschaftliche Kompetenzen, fördere Kooperationen und schaffe eine Plattform für den Austausch über geschlechtergerechte Forschung in all ihren Facetten.

Innovative Lehre als Markenzeichen

Im Bereich Lehre blickte Fischbach auf mehrere Meilensteine zurück: Die Universität habe in diesem Jahr erfolgreich die Systemreakkreditierung abgeschlossen. Mit dem Projekt „Bamberger Kulturen der Lehre gestalten“ (BaKuLe) werde zudem eine neue Phase innovativer Lehrentwicklung eingeläutet – gefördert bis 2031 mit bis zu sieben Millionen Euro. „Innovative Lehre ist kein Selbstläufer, sondern kann zum Charaktermerkmal einer Hochschule werden“, betonte Fischbach.

Preise für Universitätsangehörige

Traditionell bildet die Verleihung zahlreicher Preise – für vorbildliches Wirken in Nachhaltigkeit und Diversity ebenso wie für exzellente Leistungen von Studierenden und wissenschaftlichem Nachwuchs – den feierlichen Abschluss des Dies academicus. Zudem verlieh die Universität zwei Ehrenpreise:

Mit der Ehrenmedaille „bene merenti“ in Silber wurde in diesem Jahr Prof. Dr. Guido Wirtz ausgezeichnet. Der langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Informatik prägte über mehr als zwei Jahrzehnte die Entwicklung der Universität maßgeblich mit – unter anderem als Mitglied der Universitätsleitung, Mitgründer des Chief Information Office, Sprecher der CIO-Runde der bayerischen Universitäten und Koordinator der Technologie Allianz Oberfranken (TAO). Er war eine treibende Kraft hinter der Modernisierung der IT-Infrastruktur der Universität und spielte eine zentrale Rolle beim Erfolg im KI-Wettbewerb der Hightech Agenda Bayern. Mit der Auszeichnung würdigt die Universität sein außergewöhnliches Engagement und seine Verdienste um ihre Zukunftsfähigkeit.

Mit der Benedikt-Kraft-Medaille ehrte die Universität heuer Thomas Behr, den langjährigen Leiter des Dezernats Zentrale Informationssysteme. Seit 2009 prägte er die digitale Infrastruktur der Universität entscheidend mit. „Er war Ideengeber, Gestalter und engagierter Wegbereiter zahlreicher Projekte, die aus dem universitären Alltag nicht mehr wegzudenken sind“, sagte Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser in ihrer Würdigung. Unter seiner Leitung wurden zentrale Systeme modernisiert, Server- und Netzstrukturen erneuert und zuletzt das komplexe Campusmanagementsystem HISinOne erfolgreich eingeführt. Behr verstand es, Technik und Mensch, Strategie und Praxis in Einklang zu bringen, und trug damit wesentlich zur digitalen Transformation der Universität bei. Die Auszeichnung würdigt sein außergewöhnliches Engagement, seine Weitsicht und seine besondere Teambildungskompetenz.

Forschungspreise gestiftet von Sparkasse Bamberg, Universitätsbund, Rotary Club Bamberg – Schloß Geyerswörth sowie dem Soroptimist International Club Bamberg Kunigunde:

PD Dr. habil. Gabriele Mehling, Habilitationspreis

Dr. Frank Dudek, Melchior Otto Voit von Salzburg-Preis

Dr. Florian Lützelberger, Promotionspreis

Dr. Marco Meier, Promotionspreis

Dr. Annika Franziska Schowalter, Promotionspreis des Soroptimist International Clubs Bamberg Kunigunde

Dr. Caroline Seiferth, Promotionspreis

Dr. Ipek Yükselen Saif, Promotionspreis des Universitätsbundes

Preise für Engagement im Bereich Nachhaltigkeit gestiftet von der Lyzeumstiftung Bamberg:

Caterina Rauh, Kategorie Forschung

Referat für Ökologie der Studierendenvertretung, Kategorie Studium und Lehre

Jakob Link, Kategorie Studium und Lehre

Patrick Weiß, Kategorie Campusmanagement

Preis für Engagement im Bereich Diversität gestiftet von der Ofa Bamberg GmbH:

Carolin Kremer, Kategorie Forschung

Preise für Studierende gestiftet von Deutscher Akademischer Austauschdienst, Universitätsbund Bamberg e.V. und Koinor Horst Müller Stiftung:

Theresa Knoll, Preis für studentisches Engagement

Tara Williams, DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an den deutschen Hochschulen

Sara Antonia Wacker, Fritzi!-Preis für gute Abschlussarbeiten studierender Eltern

Martin Kopp, OttoCare!-Preis für Studierende mit zu pflegenden Angehörigen

Anja Schecher, OttoCare!-Preis für Studierende mit zu pflegenden Angehörigen

Weitere Informationen zu allen Preisträgerinnen und Preisträgern sind in der Broschüre zum Dies academicus zu finden unter: https://www.uni-bamberg.de/events/da/2025/

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Seite 173983, aktualisiert 14.11.2025