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Wie die Universität Bamberg ihre Flächen bedarfsgerecht und nachhaltig plant | aus uni.kat 02/2025

Feldkirchenstraße
  • Campus
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  • 30.09.2025
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  • Hannah Fischer
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  • Lesedauer: 7 Minuten

Wissen benötigt nicht nur kluge Köpfe, sondern auch ausreichenden und geeigneten Raum, um zu gedeihen. Deshalb hat die Universität Bamberg eine Liegenschaftsanalyse durchgeführt, die den Blick nicht nur auf den Ist-Stand der aktuell genutzten Flächen, sondern auch auf den zukünftigen Raumbedarf der Universität richtet.

In rund 60 Gebäuden verteilt auf das gesamte Stadtgebiet ist die Universität Bamberg aktuell untergebracht. Einige davon gehören dem Freistaat, andere sind angemietet. Manche sind in gutem Zustand, andere sind sanierungsbedürftig. Von großen Hörsälen über Büros, Lagerräume und Bibliothek bis hin zu Laboren ist in diesen Gebäuden alles vertreten. Die Bedarfe der einzelnen Einrichtungen sind sehr unterschiedlich – und sie wandeln sich: Studierendenzahlen, aber auch Beschäftigtenzahlen sind – nicht zuletzt durch den Aufwuchs an Professuren dank der Hightech Agenda Bayern – Schwankungen unterworfen. Und auch eine moderne, zukunftsgewandte Lehre stellt Anforderungen an die zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten – angefangen bei ausreichend Steckdosen bis hin zu Rückzugsmöglichkeiten, um online an Vorlesungen teilzunehmen.

Bedarfe der Zukunft im Blick

Um sich für all diese Bedarfe auch räumlich gut aufstellen zu können, braucht es Geld. Dem entgegen steht der Sanierungsstau an deutschen Hochschulen. Umso wichtiger ist es, einen genauen Plan zu haben, auf dessen fundierter Basis Anträge für Sanierungen oder Neubauten gestellt werden können. Deshalb hat die Universität eine umfassende Liegenschaftsanalyse durchführen lassen. „Zum einen erfasst die Analyse den Ist-Stand der genutzten Flächen. Zum anderen richtet sie den Blick auf die Bedarfe der Zukunft und wie man ihnen nachhaltig begegnet“, erläutert Kanzlerin Dr. Dagmar Steuer-Flieser. Es gehe dabei nicht nur um die Menge, sondern auch die Qualität der Flächen. Passen also zum Beispiel die Räumlichkeiten für das Familienbüro oder die Musikdidaktik zu deren Bedürfnissen? Entstanden ist unter anderem eine Gebäudekartei, in der zu jeder einzelnen Liegenschaft die wichtigsten Informationen rund um Ausstattung, Nutzung und Eigentumsverhältnisse zusammengefasst sind. Zudem wird je Gebäude eine Handlungsempfehlung gegeben: Soll das Gebäude im Bestand gehalten werden? Ist eine Sanierung notwendig? Von wem sollte das Gebäude künftig genutzt werden?

Kleinteiligkeit verringern

Bei der Liegenschaftsanalyse wurden zentrale Anliegen unter die Lupe genommen: „Klar ist vor allem, dass die aktuell vorhandenen Flächen qualitativ in Zukunft nicht ausreichen werden“, sagt Steuer-Flieser. Ziel ist es, sich auf die vorhandenen Standorte Innenstadt mit Erba-Insel und Feldkirchenstraße (Feki) zu konzentrieren und weitere angemietete Liegenschaften möglichst zu reduzieren. „Aktuell ist die Bewirtschaftung der Flächen personell enorm aufwändig“, weiß Michaela Frizino, Leiterin der Abteilung I – Bau, Flächen und Technischer Dienst. „Das liegt unter anderem daran, dass die Gebäude auf das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Daraus ergeben sich weite Wege und eine Kleinteiligkeit, die wiederum Mehraufwand bedeutet – etwa für die Anlieferung der Post oder Reparaturen.“

Feki sanieren und erweitern

Seit dem Aufwuchs an Professuren, insbesondere an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI), ist der Erba-Campus zu klein und einige Professuren sind jetzt in der Gutenbergstraße 13 untergebracht. Das stellt die Zusammenarbeit vor Herausforderungen. Deshalb ist ein weiteres zentrales Anliegen, die Fakultät räumlich zusammenzuführen – an einem anderen Standort. Ein Teil der Liegenschaftsanalyse bestand daher aus einer Machbarkeitsstudie dazu, ob es möglich wäre, in der Feldkirchenstraße die Fakultäten Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (SoWi) und WIAI gemeinsam unterzubringen. Nach dem Umzug des Universitätssportzentrums in das alte Hallenbad am Margaretendamm, das sich gerade in Sanierung befindet, werden in der Feldkirchenstraße Flächen frei, die bauliche Erweiterungen zulassen. „Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die sinnvollste und nachhaltigste Lösung eine Zusammenführung der Fakultäten SoWi und WIAI auf dem Gelände in der Feldkirchenstraße ist. Für die Universität ergibt sich dort eine großartige Chance zur strategischen Flächenentwicklung“, erläutert Prof. Dr. Kai Fischbach, Präsident der Universität Bamberg.

 

Erba als etablierten Standort behalten

Die geplanten Flächen sowie Bestandsflächen in der Feldkirchenstraße sind nicht nur ausreichend, um die beiden Fakultäten dort zusammenzubringen, ihre Zusammenarbeit zu fördern und damit angemietete Räume und Gebäude im Stadtgebiet aufzugeben. Zusätzlich ist ein Verfügungs- und Ausweichgebäude geplant, das während der Sanierungsarbeiten an der Feki und in der Innenstadt genutzt werden kann. Denn neben dem Feki-Gebäude sind auch Gebäude in der Innenstadt sanierungsbedürftig – insbesondere An der Universität 2 und 5. Außerdem ist ausreichend Platz für Begegnungsflächen für die Universitätsangehörigen vorgesehen. Der gesamte Flächenbedarf der Universität kann aber auch nach einer Erweiterung des Feki-Standorts nicht allein durch diesen und die dem Freistaat gehörenden Gebäude in der Innenstadt gedeckt werden. Deshalb wurden in der Liegenschaftsanalyse verschiedene weitere Standorte für eine Nutzung durch die Universität geprüft – inklusive baulichem Konzept, Kostenschätzung und Standortbewertung. Einer dieser Standorte ist der Erba-Campus, der aktuell durch den Freistaat angemietet wird. „Nach Abwägung zahlreicher Kriterien und unter Berücksichtigung dessen, dass die Erba als Universitätsstandort etabliert ist und Sonderräume wie Hörfunkstudios und Musikräume dort bereits eingerichtet sind, soll die Erba als Standort beibehalten und gefestigt werden“, sagt die Kanzlerin.

Gut und nachhaltig für die Zukunft aufstellen

Die Liegenschaftsanalyse und Machbarkeitsstudie wurden von der RSP Architektur + Stadtplanung GmbH durchgeführt. An Gesprächen waren neben Kanzlerin, Präsident, Vertreterinnen und Vertretern des Planungsbüros, des Staatlichen Bauamts und der Abteilung I auch die Dekane der Fakultäten WIAI und SoWi sowie wissenschaftliche Mitarbeitende beteiligt. Im nächsten Schritt geht es vor allem darum, Anträge zu stellen: Für die Sanierungen von U2, U5 und Feki, denen besondere Dringlichkeit beigemessen wird, sind diese bereits in Vorbereitung. Beim Doppelhaushalt des Freistaats hat die Universität die Sanierung der Feki bereits einige Male angemeldet. Wenn alles ideal läuft, könnten die ersten Bauarbeiten des insgesamt im dreistelligen Millionenbereich liegenden Projekts in etwa sechs bis sieben Jahren starten. Der zeitliche Horizont für die Fertigstellung des Gesamtplans liegt bei rund 20 Jahren. „Wir wollen an unserem Konzept Universität in der Stadt festhalten. Das Konzept bedeutet nicht nur kurze Wege, sondern auch, dass Leerstand und Verfall verhindert werden und stadtbild-prägende Gebäude dauerhaft öffentlich zugänglich bleiben“, erläutert Steuer-Flieser. „Zugleich wollen wir uns für die Zukunft gut und vor allem auch nachhaltig aufstellen.“ Liegenschaftsanalyse und Machbarkeitsstudie bereiten den Weg dorthin.

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Seite 172633, aktualisiert 30.09.2025