Es liegt bereits über zehn Jahre zurück, dass die Idee entstand, für Austauschstudierende ein Programm für interkulturelle Patenschaften auf die Beine zu stellen. Zusammen mit Armin Gertz aus dem Sprachenzentrum hat die Lehrbeauftragte Ute Störiko die Initiative Studierende aus aller Welt in Bamberger Patenfamilien (StiPf) gegründet, in der mittlerweile jedes Jahr rund 25 Erasmus- und Austauschstudierende mit Patenfamilien zusammengebracht werden. Dabei erfordert die Patenschaft keine konkreten Pflichten. Vielmehr können die teilnehmenden Familien und Studierenden selbst entscheiden, wie sie ihre Begegnung und ihren Austausch gestalten möchten. Studierende und Familien, die am StiPf-Projekt teilnehmen, erzählen, wie es ihnen geht …
Familie Hoch-Hupfer
Familie Hoch-Hupfer aus Stegaurach hatte bereits fünf verschiedene Patenschaften über das StiPf-Projekt. Eine ihrer Pateninnen und Paten ist aktuell noch in Bamberg: Daryna Barabash, eine Masterstudentin aus der Ukraine. Mit ihr zusammen backen sie oft, gehen mal ins Theater oder Konzert oder machen sogar Ausflüge in andere Städte und zum Wandern.
„Wir schätzen den Austausch mit jungen Menschen aus anderen Ländern sehr. So lernen wir andere Kulturen, Bräuche und anderes Essen kennen. Und es ist eine wunderbare Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Und um ehrlich zu sein, bereitet es uns auch Freude, einen Beitrag zu leisten, dass sich ausländische Studierende bei uns in Deutschland wohlfühlen. Bei Daryna hatte das nochmal einen ganz anderen Stellenwert, weil ja während ihres Aufenthalts in Bamberg in ihrer Heimat der Krieg ausbrach.“
Daryna Barabash
Die 23-jährige Daryna Barabash studierte im Bachelor deutsch-ukrainische Übersetzung an der Nationalen Ivan-Franko-Universität Lwiw und war in den Jahren 2021 und 2022 für zwei Austauschsemester an der Universität Bamberg. Mittlerweile ist sie im vierten Mastersemester des Studiengangs Literatur und Medien. Die Patenschaft mit Familie Hoch-Hupfer gab ihr von Anfang an viel – besonders Halt und Orientierung, als gerade alles neu war und viele Dinge des alltäglichen Lebens organisiert werden mussten.
„Ich kann gar nicht sagen, was an der Patenschaft im Einzelnen das Beste ist. Es ist neben den gemeinsamen Aktivitäten, die uns verbinden, einfach die Art der Patenfamilie: Offenheit, Kontaktfreude, Initiative, Hilfsbereitschaft sind die Eigenschaften, die meine Patenfamilie auszeichnen. Wir lachen immer zusammen, hören uns gegenseitig zu und verstehen uns – haben außerdem gemeinsame Interessen. Dadurch ist tiefe Vertrautheit und ein Wärmegefühl entstanden. Wir teilen glückliche Momente, stehen uns aber auch in schwierigen Situationen bei. Zwischen uns ist eine echte Freundschaft gewachsen, die weit über das hinausgeht, was ich vom StiPf-Projekt erwartet hatte. Marc und Elke waren zum Beispiel auch diejenigen, die sich darum gekümmert haben, dass meine Familie mit dem Kriegsbeginn eine sichere Zuflucht hier in der Fremde findet. So sind unsere beiden Familien zusammengekommen – es fühlt sich fast schon so an, als wären wir verwandt.“
Junhao Zhang
Der 24-jährige Junhao Zhang kam von seiner Heimatuniversität in China Ende 2022 für sein Masterstudium in Literatur und Medien nach Bamberg und hatte als Patenfamilie Claudia Frieser und Guido Schmid mit Alina. Gemeinsam treffen sie sich mal auf einen Kaffee in der Innenstadt oder organisieren einen Spieleabend und kochen asiatische oder deutsche Spezialitäten. Auch wenn Junhao jedes Treffen als ein Highlight bezeichnet, hebt er eine Erinnerung doch hervor:
„Besonders eindrucksvoll war für mich, als wir mit zwei ehemaligen ukrainischen Programmteilnehmenden zum Abendessen waren. Dabei haben wir viele persönliche Erfahrungen bezüglich des Stipf-Programms ausgetauscht. Dies zeigt, dass das Programm nicht nur dazu dient, Familien mit Studierenden zu verbinden, sondern auch die StiPf-Alumni untereinander näherbringen kann. Das hat noch einmal mehr gefördert, neue interkulturelle Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln und zu vertiefen. Insgesamt habe ich von diesem Programm enorm profitiert, sowohl auf sprachlicher Ebene als auch in praktischer Hinsicht. Es ermöglicht, sich miteinander zu verbinden. Ich kann es wirklich nur empfehlen!“
Tobia Sica
Tobia Sica kommt aus Kanada und studiert dort an der Bishop’s University in Québec Politik und Deutsch als Fremdsprache. Er verbrachte das Wintersemester 2023/24 und das Sommersemester 2024 im Rahmen eines Austausches an der Universität Bamberg. Über das StiPf-Programm hat er Familie Brandner kennengelernt, mit der er sich im Winter auf Weihnachtsmärkten traf, zum Kochen verabredete oder Konzerte besuchte – ein Kontakt, den er nicht missen möchte.
„Ich liebte den regelmäßigen und abwechslungsreichen Kontakt zu meiner deutschen Familie, weil er mir dabei half, meine Deutschkenntnisse zu verbessern und mich in die deutsche Kultur und Gesellschaft zu integrieren. Wer das bei seinem Auslandsaufenthalt ebenso möchte, dem würde ich das StiPf-Programm auf jeden Fall empfehlen!“
Familie Stark
Familie Stark hat selbst zwei junge erwachsene Kinder und nimmt seit 2023 am StiPf-Programm als Patenfamilie teil, weil sie es spannend findet, Menschen aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen, ohne sich gleich so stark zu verpflichten, wie es beispielsweise in Gastfamilienprogrammen der Fall ist.
„Wir freuen uns, dass unsere chinesische Patenstudentin Yuxin mehr als ein Semester bleibt, weil wir wirklich viel gemeinsam unternehmen und voneinander lernen. Wir hätten ohne das Programm wahrscheinlich nie so einen intensiven Kontakt zu einer Person aus China bekommen. Das ist für uns wirklich eine Bereicherung. Es ist auch interessant, wie man als Deutsche oder Deutscher im Ausland gesehen und wahrgenommen wird.“
Interessierte Familien oder Studierende finden alle Informationen sowie Kontakte unter www.stipf.de