Brand in der Ost-West-Friedenskirche: Studentin erarbeitet digitale Dokumentation

Ein virtueller 360-Grad-Rundgang soll auch nach der vollständigen Zerstörung die Möglichkeit bieten, die Kirche und ihre Geschichte zu erkunden.

  • Forschung
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  • 13.06.2023
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  • Hannah Fischer
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  • Lesedauer: 3 Minuten

Die Ost-West-Friedenskirche in München ist in der Nacht auf Sonntag, 11. Juni 2023, abgebrannt. Kurz zuvor hat Muriel Kitazume, Studentin an der Universität Bamberg, im Rahmen einer Forschungsarbeit die Kirche mit moderner Laserscantechnologie sowie 360-Grad-Fotografien dokumentiert. Aus den Daten soll ein virtueller Rundgang entstehen, der die Ost-West-Friedenskirche auch nach dem Brand noch erlebbar macht.

Studentin sammelt Daten zu Ost-West-Friedenskirche

Der russische Eremit Timofej Prochorow begann 1952 aus den Trümmern des 2. Weltkrieges am Rande der Stadt München die Ost-West-Friedenskirche zu erbauen. Er legte zudem einen Garten an, gefolgt von zwei Wohngebäuden und einer Kapelle. All das errichtete der damals 70-Jährige ohne Baugenehmigung auf dem Boden des ehemaligen Fluggeländes des Oberwiesenfelds, auf dem sich seit 1972 auch der Münchner Olympiapark befindet. Im Rahmen einer Forschungsarbeit des Studiengangs Digitale Denkmaltechnologien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat die Studentin Muriel Kitazume im Frühjahr 2023 begonnen, die Ereignisse rund um den einstigen Schwarzbau auf dem heutigen Olympiagelände zusammenzutragen. „Die Bauten auf dem Areal von Väterchen Timofej, wie er in München genannt wird, überdauerten zahlreiche Auseinandersetzungen mit dem Bayerischen Freistaat und trotzten den Absichten und Plänen rund um die Neugestaltung des Geländes für die Olympischen Spiele 1972“, erläutert die Studentin. Die Ost-West-Friedenskirche sei dank des Einsatzes vieler Bürgerinnen und Bürger bestehen geblieben und zu einem festen Bestandteil der Stadt, ihrer Geschichte und des Lebens vieler Münchnerinnen und Münchner geworden.

Moderne Laserscantechnologie dokumentiert geschichtsträchtigen Ort

Muriel Kitazume hat im Zuge ihrer Arbeit unter der Betreuung von Prof. Dr. Mona Hess, Inhaberin des Lehrstuhls für Digitale Denkmaltechnologien, mit moderner 3D-Laserscantechnologie diesen geschichtsträchtigen Ort dokumentiert und hochgenaue Messdaten der Kirche erzeugt. Ziel ihrer laufenden Arbeit ist es, aus den Daten ein 3D-Modell der Ost-West-Friedenskirche zu erstellen, das zusammen mit 360-Grad-Fotografien sowie historischen Bilddokumenten und Zeitungsartikeln zu einem virtuellen Rundgang zusammengefasst werden soll, der den Ort und seine Geschichte digital erfahrbar macht. Der Rundgang soll in etwa einem Jahr zur Verfügung stehen. Darüber hinaus entstehen aus dem 3D-Laserscan architektonische Pläne und Schnitte. „Das ist ein absoluter Glücksfall“, meint Mona Hess. „Als Abschlussarbeit geplant, gewinnt die Dokumentation nach dem Brand der Ost-West-Friedenskirche rund 70 Jahre nach ihrer Errichtung an großer Bedeutung.“ Mit ihr sei nicht nur ein virtueller Rundgang möglich, der das Gebäude unmittelbar vor dem Brand wieder sichtbar machen kann. Die Dokumentation könne auch in Zukunft ein wichtiges Dokument darstellt, das online der Öffentlichkeit erhalten bleibt.

Muriel Kitazume studiert in Bamberg Digitale Denkmaltechnologien. Mehr zum Studiengang unter: www.uni-bamberg.de/ma-digitale-denkmaltechnologien

Mehr zum Bamberger Forschungsschwerpunkt Erschließung und Erhalt von Kulturgut unter: www.uni-bamberg.de/forschung/profil/kulturgut

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Seite 158368, aktualisiert 13.06.2023