Andreas Weihe ist an der Uni Bamberg die zentrale Figur, was die Kontakte ins und aus dem Ausland angeht. Er leitet seit fast 30 Jahren das Akademische Auslandsamt und bringt zusammen mit seinem Team jährlich rund 500 Studierende auf ihren Weg zum Auslandsaufenthalt. Derzeit ist sein Arbeitsalltag geprägt von Corona bedingten Problemen, die individuell gelöst werden müssen. Normalerweise hat Andreas Weihe viel direkten persönlichen Kontakt zu ausländischen Studierenden, was er an seiner Arbeit besonders mag. Er managt Veranstaltungen, veranlasst Stipendien, führt Gespräche und steht allen mit Rat und Tat zur Seite….
...Wenn Andreas Weihe nach Hause kommt und sich in sein Wohnzimmer setzt, wird erstmal nichts mehr gesprochen oder organisiert. Hier geht es ums sinnliche Zuhören. Um eine besondere Erfahrung von Musik und Ton. Denn in allen Ecken und Winkeln des Raumes befinden sich historische Grammophone und Musikdosen.
Durch das Abspielen von Platten auf einem Grammophon lernt man wieder, Musik wirklich zu hören,“ erklärt der private Herr Weihe. „Die Musik lässt sich nicht einfach konsumieren. Ich muss das Abspielgerät selbst mechanisch antreiben, damit es funktioniert. Auf jeder Platte befindet sich nur ein einziges Stück. So bin ich gezwungen, bewusster auszuwählen und wenn ich weiterhören möchte, muss ich immer wieder etwas mit meinen eigenen Händen machen und achtsam mit diesem filigranen Gerät umgehen. Mich fasziniert das Analoge, das Mechanische an dieser Art Musik zu hören. Auf mich wirkt sie sogar nahezu entschleunigend.“
Ein Wohnzimmer voller Musikgeschichte
Im Laufe der letzten 20 Jahre haben sich im Wohnzimmer Weihe unzählige Platten und an die 100 Grammophone angesammelt: ein Gerät aus Holz, eines aus Messing, eines wie ein Möbelstück, ein Koffergrammophon, ein Gerät mit blütenförmigem Trichter... und viele mehr. Zusammen bilden sie nahezu die gesamte Entwicklungsgeschichte des Grammophons ab. Das älteste Stück der Sammlung stammt aus dem Jahr 1897 und ist damit fast so alt wie die Erfindung des ersten Tonabspielgerätes überhaupt.
Während Andreas Weihe vom Grammophonerfinder Emil Berliner erzählt, von den ersten Abspiellängen oder den Durchmesserzahlen der größten und kleinsten Platten, wird schnell klar: Dieser Mann ist ein wandelndes Grammophonlexikon. „Geschichte hat mich schon immer interessiert. Und mit den Grammophonen ist diese Begeisterung wieder lebendig geworden. Man kann an den Geräten ja nicht nur technische Entwicklungen ablesen, sondern auch gesellschaftliche und politische. Das Koffergrammophon wurde beispielsweise ursprünglich für die Unterhaltung der Soldaten in den Kriegslagern entwickelt. Und auch die Musik selbst spricht natürlich Bände: Von der Marschmusik aus der Kaiserzeit über die Schwerelosigkeit der 20er-Jahre und das Verkommen der Kultur in der Nazi-Zeit bis hin zu den Anfängen des Rock´n Roll habe kann ich mir in meinem Wohnzimmer die Geschichte „erhören“.
Außergewöhnliche Unterhaltung
Davon bekommen regelmäßig auch Gäste einen Eindruck. „Ich bringe hin und wieder Uni-Besuch aus dem Ausland mit und mache eine kleine Vorführung,“ erzählt Andreas Weihe. „Irgendwie ist das ja doch ein außergwöhnliches Erlebnis, Musik von Grammophonen zu hören. Da hat man gleich ein schönes Gesprächsthema, wenn man sich noch nicht kennt. Aber auch privat nutzen meine Frau und ich verschiedene Anlässe, um mit Freunden gemeinsam Grammophon zu hören.“ Seine Frau findet die Leidenschaft ihres Mannes übrigens großartig – sie hat ihn darin immer bestärkt.
Eine verpasste Gelegenheit macht Andreas Weihe zum Sammler
Bleibt nur die Frage, woher diese Begeisterung eigentlich kommt. Was war der Auslöser für diese private Grammophon-Sammlung im Wohnzimmer Weihe? „Ich war Ende der 90er bei einer Partner-Uni im polnischen Posen,“ so Andreas Weihe. „Durch Zufall habe ich ein Grammophon in einem kleinen Trödel-Laden entdeckt. Tagelang überlegte ich, es zu kaufen – ich war mehrmals im Laden, um mich zu entscheiden. Als mein Entschluss gefasst war, und ich es kaufen wollte, war es gerade vor 20 Minuten an jemand anderen verkauft worden. Die Faszination für dieses Gerät hat mich aber nicht losgelassen. Ich vermute: Hätte ich dieses Grammophon aus Polen bekommen, wäre es immer bei dem einen geblieben…“ Bei dem einzigen ist es nicht geblieben. Und so bleibt: eine einzigartige Sammlung eines leidenschaftlichen Sammlers. Ein Mensch an der Uni Bamberg.