Sebastian Burkard befindet sich gerade auf seinem Weg zum Bachelor-Abschluss in den Fächern Theologische Studien und Germanistik und arbeitet bereits als festangestellter Regieassistent am ETA Hoffmann Theater in Bamberg. Die Chance auf diese Anstellung ergab sich, als der 26-jährige Bamberger in der Spielzeit 2019/2020 als Statist im Weihnachtsmärchen mitgewirkt hatte. „Mit diesem Schritt”, erklärt Sebastian, „habe ich letztendlich mein Hobby – das Theater – zum Beruf machen können.“ Wir haben den Regieassistenten für ein Interview hinter den Kulissen getroffen, noch bevor das ETA Hoffmann Theater seine Pforten im Zuge der Coronavirus-Eindämmungsmaßnahmen vorübergehend schließen musste...
Was macht den Job als Regieassistenz für Dich reizvoll?
Mir gefällt, als Assistent Schnittstelle zwischen dem Regieteam, bestehend aus Regie und Ausstattung, und den übrigen Mitarbeitenden am Haus, also den Schauspielern, der Dramaturgie, den Technikern, Handwerkern und Werkstätten, zu sein. Es ist spannend, eine gesamte Produktion von der ersten Probe, der so genannten Konzeptionsprobe, bis zur Premiere zu begleiten und sie „wachsen“ zu sehen und teilweise selbst kreativ in den Prozess einzuwirken.
Was fasziniert Dich am Theater generell?
Nicht umsonst gibt es die Bezeichnung „Bretter, die die Welt bedeuten“. Für mich ist das Theater ein Spiegel der Gesellschaft. Aufgrund des stets sehr aktuellen Spielplans gelingt es dem Bamberger Theater meiner Meinung nach sehr gut, aktuelle Themen künstlerisch zu bearbeiten und ihnen damit eine neue Form bzw. Ausdrucksweise zu geben. Darüber hinaus fasziniert mich der ganze Betrieb mit allen verschiedenen Berufen, die dazu gehören: Eben nicht „nur“ die Schauspieler, sondern auch die Kollegen in den Gewerken (Polsterei, Schreinerei, Schlosserei, Malsaal) und den künstlerischen Abteilungen (Beleuchtung, Ton, Maske, Requisite, Schneiderei). Diesen gesamten Apparat bekommt man in der Regel gar nicht mit, wenn man als Zuschauer ein Stück ansieht, aber das Wissen darum macht das Theater schon zu einer großen Maschine der Illusionen.
Welche Inszenierung mochtest Du im ETA bisher am liebsten und warum?
Zu meinen Lieblingsinszenierungen zählt ohne Frage das Weihnachtsmärchen dieser Spielzeit. „Die Schneekönigin“ hat hunderte von Kindern während der Vorweihnachtszeit fasziniert und auf zauberhafte Weise die Freundschaft von Gerda und Kay erzählt. Zugleich begeisterte mich aber auch die Uraufführung „Der Reichskanzler von Atlantis“, die sich inhaltlich mit dem höchstspannenden und akut aktuellen Thema der Neuen Rechten auseinandersetzte und ein für mich sehr beeindruckendes Bühnenbild hatte, welches am Ende nicht mehr mit dem des Anfangs zu vergleichen war.
Wie lassen sich Dein Studium und die Arbeit im Theater vereinbaren?
Hier muss ich – glaube ich – etwas länger ausholen. Nach meinem Abitur 2011 am Clavius-Gymnasium in Bamberg absolvierte ich mein FSJ mit dem Programm „kulturweit“ an einer deutsch-mongolischen Schule in Ulan Bator und unterstützte dort zwölf Monate das Lehrerkollegium. Anschließend begann ich, in Mainz gymnasiales Lehramt für Deutsch und Französisch zu studieren, wechselte aber bereits im zweiten Semester zu meiner anfänglichen Bauchgefühl–Konstellation Deutsch und Katholische Religionslehre. Nach einem Unfall im fünften Semester musste ich krankheitsbedingt pausieren und entschied mich dazu, komplett nach Bamberg zu wechseln. Parallel zum Studium arbeitete ich dann hier in Bamberg in der Verwaltung für die Katholischen Kirchenstiftung Unsere Liebe Frau und änderte meinen Studiengang aufgrund verschiedener Faktoren vom Staatsexamen zu einem Zwei-Fächer-Bachelor Theologische Studien/Germanistik, in dem ich bis heute eingeschrieben bin. Alle nötigen Lehrveranstaltungen sind besucht, alle Prüfungen sind geschrieben ... lediglich die Bachelorarbeit muss noch geschrieben werden. Und diese Abschlussarbeit gilt es, parallel zur Festanstellung am Theater endgültig abzuschließen. Es erweist sich als nicht leicht, aber ich bin zuversichtlich, die Arbeit noch in diesem Kalenderjahr fertig zu bekommen.
Hast Du vor, nach abgeschlossenem Studium die Regielaufbahn fortzusetzen oder wohin führen Dich Deine Ziele
Wohin mich mein Weg führen wird, kann und will ich nach aktuellem Stand nicht sagen. Vielleicht bleibe ich weitere Jahre am Theater, vielleicht studiere ich noch einen Master, vielleicht, vielleicht, vielleicht ... Ich weiß nur, dass es mir gerade sehr gut geht mit allem. Was mich morgen oder übermorgen beruflich erwarten wird, weiß ich nicht ... Ich lasse mich überraschen.