Elias Stubenvoll und Hannah Kühlwein sind Sprecher*innen des Referats für Lehrer*innenbildung und vertreten mit ihrer Arbeit die Interessen der Lehramtsstudierenden gegenüber der Universität. Warum solch eine Vertretung keine Selbstverständlichkeit ist, was sie motiviert sich für andere einzusetzen und inwiefern das Engagement die eigene Lehrpersönlichkeit bildet, erfahrt ihr im folgenden Beitrag.
Eine Vertretung für Lehramtsstudierende – keine Selbstverständlichkeit
Das Lehramtsstudium ist durch seinen strukturellen Aufbau komplex und beinhaltet viele Herausforderungen. Damit diese nicht in Überforderung münden, bietet das Referat für Lehrer*innenbildung (kurz: LeB) verschiedene Unterstützungshilfen an wie zum Beispiel Beratungen zur Organisation des Studiums, Planung der Praktika sowie Veranstaltungen zur Vernetzung und Vermittlung zwischen Studierenden und Dozierenden. Das Besondere: Da das Lehramt sich durch seine strukturelle Form nicht auf ein Fach oder eine Fakultät beschränken lässt, ist die entsprechende Vertretung auch nicht an einer Fakultät verankert wie es bei den Fachschaften der Fall ist. „Eigentlich sind wir nur Organ des Studierendenparlaments, die Aufgaben sind aber vom Prinzip her die gleichen wie die einer Fachschaft", so Elias. Durch diesen Umstand agiert das Referat fakultäts-, sowie fachübergreifend. Damit hebt es sich von anderen Referaten wie zum Beispiel dem Sportreferat ab, da diese sich meist nur auf ein Fach beziehen. Doch solch ein Unterstützungsangebot für Lehrämtler*innen gab es nicht schon immer. Wie uns Elias erklärt, handelt es sich bei dem heutigen Referat um eine Neugründung, da sich das Referat zuvor mangels Schlüsselpersonen auflösen musste: „Plötzlich war niemand mehr da und es gab eine Übergangsphase von zwei bis drei Semestern, wo es dann keinerlei Lehramtsvertretung gab.“ Auch durch die Fachschaften sei das Lehramt nicht genug vertreten gewesen: „Die Lehramtsstudierenden an der Uni Bamberg sind eine hohe Zahl. Fast dreitausend. Es brauchte eine weitere Gruppe.“ Gesagt, getan. Zusammen mit anderen Lehramtsstudierenden gründete er das LeB neu, und „es kamen auch sehr schnell, sehr viele motivierte Leute noch dazu.“
Etwas mit Sinn
Doch was motiviert einen, sich auf diese Art für die Interessen anderer einzusetzen? Sowohl Elias als auch Hannah erleben die Referatsarbeit als sehr sinnstiftend. Für Hannah ist „(…) es einfach schön, wenn man sich aktiv einbringen kann und auch das Gefühl hat, man kann im Kleinen ein bisschen was bewirken und ist nicht so ohnmächtig was die Strukturen angeht.“ Die Referatsarbeit hat ihr gezeigt, dass sie mit ihrem Handeln was bewegen kann, sich Probleme haben lösen lassen: „Es gab schon viele Dinge, für die man zum Beispiel durch gute Kommunikation eine Lösung für alle finden konnte, das ist auch sehr sinnstiftend.“ Elias gebe die Referatsarbeit zudem Kraft, Aufgaben des Studiums zu bewältigen, deren Sinn sich manchmal eher weniger ergibt: „Im Studium ist man ja immer mal wieder mit Dingen konfrontiert, wo man die Sinnhaftigkeit hinterfragt oder hinterfragen muss und dann hilft mir die Referatsarbeit, trotzdem im Studium weiter Gas zu geben.“
Auf die Persönlichkeit kommt es an
Auch trage laut Hannah das Engagement wesentlich zur Herausbildung einer Lehrer*innenpersönlichkeit bei: „Dabei ist es so wichtig, dass man lernt zu organisieren, Dinge zu planen und auch vielleicht eine Gruppe zu leiten. Sich persönlich weiterzuentwickeln. In unserer Funktion als Sprecher*innen können wir solche persönlichen Eigenschaften fördern sowie daran wachsen.“ Für sie hängt es auch mit dem späteren Selbstverständnis, was man bereit ist zu geben und was nicht, zusammen: „Es gibt Lehrkräfte, die sagen, ich mache nur das nötigste und nicht mehr und dann gibt es die, die ganz viel machen und auch drum herum versuchen, das Beste für die Schüler und Schülerinnen zu bieten.“ Nur das Nötigste zu machen, womöglich nicht um der Sache selbst willen, sondern nur um einen bestimmten Tauschwert zu bekommen, kommt für beide, weder im Studium noch darüber hinaus in Betracht. Elias macht deutlich: „Das Studium ist viel mehr, es kann viel mehr sein. Für uns bringt das karrieremäßig, jedenfalls auf formaler Ebene, natürlich gar nichts. Aber es bringt Persönlichkeitsbildung, und die ist sehr wertvoll.“
Gemeinschaft und Wertschätzung
Wertvoll, dies ist auch das Erfahren von Gemeinschaft und Anerkennung. Auf die Frage, was ihre persönlichen Highlights waren, erinnert sich Elias stolz an die Verabschiedung der Absolvent*innen des Lehramts: „Wenn man dann da vorne steht und eine Rede hält und merkt, die Rede kommt auch an, und sie fühlen sich von der Studierendenschaft gewertschätzt - das war für mich bisher der schönste Moment.“ Für Hannah ist es vor allem das Zusammenbringen von Menschen, welches ihr besonders positiv in Erinnerung bleibt: „Mein Lieblingsprojekt war bisher das Sommerfest in Kooperation mit den anderen Fachschaften. Das hat so viel Spaß gemacht, weil man gesehen hat, die Leute freuen sich, man kommt endlich wieder zusammen und hat eine coole Zeit.“
Ein Ort, an dem man sich kennt
„Familiär, Spaß und Weiterentwicklung“, so würde Elias das Referat in drei Worten beschreiben. Es ist ein Begegnungsort, wo man sich gegenseitig vertrauen kann. Die Übergänge zwischen Engagement und Freizeit sind somit fließend, wie uns Hannah berichtet: „Man betrachtet es dann auch weniger als Arbeit, man sieht das eher teilweise als ein Hobby an.“ Die Community, das Vertraute, ist auch das, was die beiden so sehr an Bamberg als Studienort schätzen. Hannah hat die kleine Stadt, aus der man auch schnell mal raus in die Natur abtauchen kann (Stichwort Hain oder fränkische Schweiz), in ihr Herz geschlossen: „Hier fühlt man sich einfach wohl, weil es nicht so riesig und anonym ist wie in anderen Städten. Deshalb habe ich mich zum Beispiel gegen die Uni Regensburg entschieden, wo man dann erstmal 15 Minuten in einem Gebäude läuft, um von A nach B zu kommen. In Bamberg ist einfach alles klein und irgendwie vertraut, finde ich.“. Laut Elias könne man „(…) überall durch die Stadt laufen, man findet immer irgendjemanden den man kennt.“ Dadurch wirkt Bamberg familiär – so wie auch das LeB.