Die Universität Bamberg nimmt Abschied von Prof. Dr. Alfred Egid Hierold. Am Mittwoch, 3. September 2025, ist er im Alter von 83 Jahren verstorben. Bis 2007 war er Professor für Kirchenrecht an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und hatte von April 1992 bis April 2000 das Amt des Rektors inne. In der akademischen Selbstverwaltung prägte er die Geschicke der Universität auch darüber hinaus auf vielfältige Weise. „Alfred Hierold war ein weitsichtiger Akademiker, Forscher und Mentor und engagierte sich konsequent in Wissenschaft, Gesellschaft und Kirche“, sagt Prof. Dr. Kai Fischbach, amtierender Präsident der Universität Bamberg. Seine Hingabe und Entschlossenheit zeigten sich nicht nur in seinem wertvollen Beitrag zu Forschung und Lehre, sondern auch in seinem Einsatz als Dekan, Vizepräsident und Rektor für hochschulübergreifende Projekte. „Mit Alfred Hierold verlieren wir eine Persönlichkeit, die unserer Universität über viele Jahre ein Gesicht gegeben hat“, sagt Fischbach. „Sein Engagement hat sichtbare Spuren hinterlassen.“

Der Weg nach Bamberg
Der 1941 in Vohenstrauß in der Oberpfalz geborene Hierold studierte nach dem Abitur Theologie in Regensburg und München. Am 29. Juni 1967 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht und war anschließend von 1967 bis 1968 Kaplan in Eggenfelden. Schon bald wurde er für das kirchenrechtliche Fachstudium am Kanonistischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München freigestellt. Darin spiegelte sich sein frühes Interesse an Rechtsfragen wider. 1975 erwarb er ein Lizentiat im kanonischen Recht und 1978 wurde er zum Thema „Grundlegung und Organisation kirchlicher Caritas: unter besonderer Berücksichtigung des deutschen Teilkirchenrechtes“ promoviert. Mit Lehraufträgen an verschiedenen Hochschulen zwischen 1979 und 1981 führte er seine akademische Laufbahn fort. Schließlich brachte ihn sein Weg nach Bamberg, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2007 wirkte. Seine Lehrtätigkeit trat er 1980 an und war zunächst Vertreter des emeritierten Altrektors Prof. Dr. Dr. Othmar Heggelbacher. Am 1. März 1981 wurde Hierold ordentlicher Professor auf dem Lehrstuhl für Kirchenrecht der Universität Bamberg. Neben seinen akademischen Verpflichtungen in Bamberg lehrte Alfred E. Hierold auch als Gastprofessor und später als ordentlicher Professor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz in Österreich.
Engagement in der Hochschulpolitik
Schon bald nach seiner Berufung wandte er sich der Hochschulpolitik zu. 1983 wurde er zum ersten Mal für zwei Jahre zum Dekan der damaligen Fakultät Katholische Theologie gewählt. Eine weitere Amtszeit übernahm er von Oktober 2000 bis September 2002. Zwischenzeitlich – von 1989 bis 1991 – war Hierold Vizepräsident und vom 1. April 1992 bis zum 31. März 2000 Rektor der Universität. Insbesondere seine Zeit als Rektor war geprägt von der ersten großen Welle der bayerischen Hochschulreformen sowie vom auch räumlichen Ausbau der Universität.
Während der acht Jahre als Rektor, aber auch darüber hinaus, strebte Hierold danach, das akademische Fächerspektrum zu arrondieren und zu konsolidieren. Er erkannte zudem, dass Interdisziplinarität unabdingbar ist für exzellente Forschung. Als wichtigen Kristallisationspunkt auf dem Weg zu mehr fächerübergreifender Zusammenarbeit sah er etwa das während seiner Amtszeit 1998 gegründete Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS), das alle mediävistisch relevanten Potentiale zusammenführe und zur Profilbildung der Universität einen unschätzbaren Wert geleistet habe, wie er im „Haus der Weisheit“, dem Katalog der Ausstellungen aus Anlass der 350-Jahrfeier der Universität, 1998 selbst schrieb.
Dass Forschung und Wissenschaft nur gedeihen, wenn sie qualifizierten Nachwuchs hervorbringen, war Hierold ebenfalls klar. Um die Zahl und Qualität der Promotionen an der Universität Bamberg zu steigern und Forschungspotentiale zu bündeln, setzte er sich für die Konzeption und Einwerbung von Graduiertenkollegs ein. Zudem wurden in seiner Zeit als Rektor wissenschaftliche Einrichtungen wie das Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) oder das ehemalige europäische forum für migrationsstudien (efms) errichtet und als An-Institute der Universität anerkannt. Die Etablierung der Bamberger Universitätsstiftung geht wesentlich auf den Impuls von Alfred E. Hierold zurück.
In seine Amtszeit fielen auch einige bauliche Veränderungen der Universität. Auf dem ehemaligen Klinik-Gelände an der Markusstraße wurden das Marcus-Haus und das Gebäude für die Didaktiken der Naturwissenschaft eingeweiht, ebenso wie zwei Verwaltungsgebäude in der Kapuzinerstraße. Das Rotenhan-Palais wurde übernommen und umgebaut. Neu erworben wurde das Gebäude Am Kranen 14. Kurz vor Ende der Amtszeit erfolgte der Spatenstich zum Rechenzentrum und die Übernahme der ehemaligen Dominikanerkirche, die in den Folgejahren in zwei Renovierungsphasen zur AULA der Universität in der historischen Altstadt umgebaut werden konnte.
Vielfältiges wissenschaftliches Interesse
In seiner Forschung beschäftigte sich Hierold vor allem mit kanonistischen Fragen, die die kirchliche Caritas betreffen, mit der Militärseelsorge sowie mit dem kirchlichen Verfassungs- und Eherecht. Hierolds tiefe Beziehung zur Frage der Gerechtigkeit, die sich auch in seiner Forschung widerspiegelte, wurzelt in seiner Biographie, wie er bei seiner Abschiedsvorlesung 2007 erinnerte. Eindrucksvoll schilderte er die „Barbarei“ der Nazis aus eigenen Kindheitserfahrungen und plädierte von diesen einschneidenden Erlebnissen ausgehend gegen einen Rechtspositivismus, der Recht nur umsetzt und nicht hinterfragt. So sei es immer sein Anliegen gewesen, nicht nur die Normen des Kirchenrechts zu vermitteln, sondern auch deren inneres Verständnis zu ermöglichen.
Hierold wirkte über die Hochschule hinaus
Seine Leidenschaft für Bildung und Wissen war ansteckend und inspirierend für seine Kolleginnen, Kollegen und Studierenden. Doch sein Wirken beschränkte sich nicht nur auf die Hochschule. Er flankierte seine akademischen Tätigkeiten durch zahlreiche Ehrenämter und stellte sich ganz klar in den Dienst der Kirche: als Seelsorger, in der diözesanen Gerichtsbarkeit und als Berater auf verschiedenen kirchlichen Ebenen, etwa in der Erzdiözese ebenso wie für die Deutsche Bischofskonferenz und den Apostolischen Stuhl. Zudem war er Mitglied in zahlreichen Gremien, etwa im Wissenschaftlichen Rat der Katholischen Akademie in Bayern, im Kuratorium des Collegium Oecumenicum Bamberg oder in der Missio-Kommission des Erzbistums. Seit 2001 beriet er darüber hinaus die Kommission XIII der Deutschen Bischofskonferenz, die für die Caritas zuständig ist, und im Rahmen des Bologna-Prozesses war er Mitglied der Kommission der Kongregation für das Katholische Bildungswesen. Sein Engagement wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. So war Alfred Hierold unter anderem Päpstlicher Ehrenprälat, Träger des Bundesverdienstkreuzes, Träger der Bene-Merenti-Medaille der Universität Bamberg in Gold sowie der Bürgermedaille der Stadt Bamberg.
„Sein Einsatz war unprätentiös, sein Programm undogmatisch und seine Haltung gradlinig - immer getragen von einem hohen Maß an kollegialem Verständnis und kaum zu erschütternder Freundlichkeit.“ – so hat ihn sein Nachfolger als Rektor bzw. Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert charakterisiert. Die Otto-Friedrich-Universität wird Alfred E. Hierold ein ehrendes Gedenken bewahren. Ihr Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Angehörigen.