Von Schicksals- und Hoffnungsklängen

Benefizkonzert des Universitätsorchesters für die Ukraine-Nothilfe

  • Campus
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  • 21.03.2022
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  • Florian Mayer
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  • Lesedauer: 3 Minuten

Ein in den Lichtfarben gelb und blau getauchter Konzertsaal war der Austragungsort für das Benefizkonzert des Universitätsorchesters für die Ukraine-Nothilfe am vergangenen Donnerstagabend - ein musikalischer Abend, der von Hörgenuss und Solidaritätsbekundung gleichermaßen geprägt war. Das Programm bestand aus drei Werken, die allesamt als Reaktion auf Schicksalsschläge entstanden sind und welche mit den Mitteln der Musik Erlebtes verarbeiten und der Sprachlosigkeit Ausdruck verleihen.

Paul Hindemiths Trauermusik für Viola Solo und Streichorchester aus dem Jahr 1936 wurde anlässlich des Todes von König Georg V. von England binnen kürzester Zeit komponiert und uraufgeführt. Der Komponist selbst übernahm dabei den Solo-Part. Wen Xiao Zheng, Solo-Bratschist der Bamberger Symphoniker, erwies sich als faszinierender Interpret der Hindemith‘schen Musik. Beeindruckend, wie sich der Klang der Bratsche aus dem Streicherklang heraushob und den drei Sätzen „Langsam“, „Ruhig bewegt“ und „Lebhaft“ ein je eigenes klangliches Gepräge auf spieltechnisch höchstem Niveau verlieh. Im abschließenden vierten Satz erklang der Choral „Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit“, der einige Male von den kadenzierenden Einwürfen der Bratsche unterbrochen wurde, und der der Komposition einen traurigen und berührenden, zugleich aber auch hoffnungsspendenden Charakter verlieh. Wen Xiao Zheng verstand es ausgezeichnet, die emotionale Bandbreite dieses Werkes in seinem Spiel zu bündeln.

Aus dem Jahr 1877 erklang die groß angelegte Sinfonie Nr. 4 in f-Moll op. 36 von Peter Tschaikowsky. Im Zeichen des russisch-osmanischen Krieges entstanden, ist das Werk wie kein anderes durch persönliche Empfindungen des Komponisten geprägt: Politisch bewegte Zeiten treffen auf innere Krisen. Wilhelm Schmidts manövrierte das Orchester gewohnt souverän durch dieses spieltechnisch anspruchsvolle und harmonisch dichte Werk und machte das seelisch-dramatische Leidmoment des Komponisten und seiner Zeit hörbar, ohne dabei in klangliche Sentimentalität abzurutschen. Zwar haben viele Stellen einen melancholisch-süßlich anmutenden Charakter, doch wird man stets davor bewahrt, diese Musik zu sehr zu genießen und so immer wieder in die „leidvolle“ Realität zurückgeholt. Die farbenreiche Instrumentierung des Werkes kam durch die in feinsten Nuancen abgestufte Dynamik bestens zum Vorschein und bewies einmal mehr die hohe Professionalität des Universitätsorchesters.

Den Abschluss bildete das für das internationale Friedensfest 2004 komponierte „Da Pacem Domine“ von Arvo Pärt. Als Vertonung der gregorianischen Antiphon „Da pacem, Domine in diebus nostris“ für Chor a capella geschrieben, kam das Werk an diesem Abend in der Fassung für Streichorchester zu Gehör. Die typisch zeitlos fließende Schönheit seines Klanges lässt vordergründige Virtuosität, übermäßige Dynamik oder effektbeladenes Ausdrucksspiel abprallen, um jedem einzelnen Ton den Raum zu vollkommener klanglicher Entfaltung zu geben. Die in der Musik vertonte Bitte „Gib Frieden, Herr, in unseren Tag“ erschloss sich vollkommen ohne gesungenes Wort. Mit der sich anschließenden Stille der rund 500 Zuhörerinnen und Zuhörer wurde dieser Wunsch nach Frieden zusätzlich bekräftigt. Ein würdiger und ergreifender Abschluss!

Der gesamte Erlös des Konzertes ist für die Ukraine-Nothilfe der „Aktion Deutschland Hilft“ bestimmt. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler erklärten bereits im Vorfeld, auf Honorare verzichten zu wollen. Oberbürgermeister Andreas Starke und die Stadt Bamberg sowie die Bamberg Congress + Event GmbH ermöglichten dankenswerterweise die kostenfreie Nutzung der Konzerthalle. Aus dem Kartenverkauf und zusätzlichen Spenden konnte die stolze Summe von 8.000 Euro erzielt werden. Ein hoffnungsvolles Zeichen in schicksalshaften Tagen!

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Seite 150107, aktualisiert 22.03.2022