Literatur am Ende

Tagung thematisiert Erschöpfung in Gesellschaft und Literatur

Gemälde zeigt eine erschöpfte Frau
  • Campus
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  • 02.11.2022
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  • Julia Ingold
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  • Lesedauer: 5 Minuten

Erschöpfter Planet, erschöpfte Gesellschaft: In vielen Bereichen zeigen sich Erschöpfungserscheinungen. Seit Jahren werden vermehrt physische wie psychische Entkräftung und Ermüdung in Form von Burnout oder Fatigue diagnostiziert. Die Corona-Pandemie laugt das Personal im Gesundheitssystem aus, viele Menschen fühlen sich in der beschleunigten Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft überfordert, wichtige Ressourcen neigen sich auf unserem Planeten dem Ende zu.

Auf der Tagung „Literatur am Ende – Putting *Schöpfung* in *Erschöpfung*“ der Neueren deutschen Literaturwissenschaft der Otto-Friedrich-Universität wird Erschöpfung aus mehreren Perspektiven betrachtet. Bekannte Literat*innen werden dafür zwischen dem 16. und 18. November 2022 an die Otto-Friedrich-Universität Bamberg kommen. Alle Veranstaltungen finden An der Universität 5 in Raum 02.22 statt. Der Eintritt ist frei.

Denn längst ist Erschöpfung ebenfalls wahrnehmbar in der Literatur, im Literaturbetrieb und in der Literaturwissenschaft: Die kanonischen Autoren gelten als überforscht und substanziell spiegeln sich Erschöpfungserscheinungen in der Papierknappheit der Druckindustrie wider. An diese Beobachtungen anschließend wird Erschöpfung im Rahmen der Konferenz als kulturelles Phänomen und Motiv untersucht und diskutiert.

Vortrag über Erschöpfung bei Frauen

Frauen haben heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor. Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach spricht am Mittwoch, 16. November, ab 20.00 Uhr über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt – und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft. In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit auch heute noch gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind, ob in der Familie, in Beziehungen oder im Beruf, zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit – für Tätigkeiten also, die unsichtbar sind und kaum Anerkennung oder Bezahlung erfahren. Sie „schulden“ ihre Aufmerksamkeit, ihre Liebe, ihre Zuwendung, ihre Attraktivität, ihre Zeit. Und kämpfen jeden Tag gegen emotionale und sexuelle Verfügbarkeitserwartungen. Es sind laut Schutzbach diese allgegenwärtigen Ansprüche, die Frauen in die Erschöpfung treiben. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Frauenbeauftragten der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften statt.

Erschöpfung als Impuls für kreative Prozesse

Rassismus, Antisemitismus, das Mitspielen der zugewiesenen Rollen in der deutschen Erinnerungskultur frustrieren und ermüden; gleichzeitig können Wut, Trauer und Erschöpfung Impulse für kreative Prozesse sein. Max Czollek spricht und liest am Donnerstag, 17. November, um 20.00 Uhr über die dunkle Materie, die Kultur und Gesellschaft bereichern. Der Lyriker ist Autor des Bestsellers „Desintegriert euch!“. Als Kurator der Ausstellung „Rache. Geschichte und Fantasie“ des Jüdischen Museum Frankfurt stellt Czollek Künstler*innen vor, die jüdische Rache und Rachefantasien in popkulturellen Erzählungen, Comics und Filmen verarbeiten.

Die Tagung wird live via Zoom übertragen. Den entsprechenden Link und weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie in den kommenden Tagen auf der folgenden Website:
/germ-litvermitt/tagung-erschoepfung

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Seite 154864, aktualisiert 02.11.2022