Leben zwischen Schuld und Sühne

Vom Hirtenjungen zum Heerführer und König: Universitätsmusik führte zum Semesterabschluss Arthur Honeggers „König David“ auf

Der Universitätschor während des Konzerts
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  • 07.02.2023
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  • Tobias Fichte
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  • Lesedauer: 4 Minuten

Vielleicht war es das einhundertjährige Jubiläum seiner Entstehung, das Arthur Honnegers „Le Roi David“ am vergangenen Samstagabend in der Aula der Universität Bamberg eine Aufführung durch Chor und Kammerorchester unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Wilhelm Schmidts bescherte – und zweifelsohne eine bemerkenswerte Aufführung.

Neben heute eher unbekannten Oratorien zur Geschichte des biblischen Königs David aus dem Barock und der Romantik dauert der Erfolg von „Le Roi David“ des französisch-schweizerischen Komponisten bis zur Gegenwart an, und das, obwohl (oder gerade weil?) es in seiner individuellen Tonsprache einige Besonderheiten aufzuweisen hat: Anstelle gesungener Rezitative wird die Handlung durch einen Erzähler vorgetragen, wie es hier in der sonor-dramatischen Diktion des Schauspielers Stephan Ullrich  (Foto unten) zu erleben war.

Das Orchester verzichtete, bis auf einen Kontrabass, auf Streicher und umfasste neben den Blasinstrumenten und Schlagwerk auch Klavier, Harmonium und Celesta. Und mit welch hinreißenden Klangwirkungen wussten die Musiker die Partitur umzusetzen!

Exemplarisch sei hier Davids „Tanz vor der Bundeslade“ genannt, an dessen Beginn die Instrumente in farbigem Stimmengemisch eine kontemplative klangliche Atmosphäre ausbreiteten, um sodann den immer energischer werdenden Anbetungsgesang des Chores in wuchtigen, neoklassizistischen Klangwellen zu tragen. Der Chor wusste mit seinen klar intonierten Passagen und meist guter Textverständlichkeit durchwegs zu überzeugen und beendete das die Szene abschließende „Halleluja“ mit engelsgleichem Gesang.

Überhaupt ist das gekonnte „Verweben“ der komplementären Passagen von Instrumentalstimmen und gesprochenen wie gesungenen Abschnitten eine große Stärke des Werkes, welcher nicht zuletzt die Gesangssolisten an diesem Abend in vollendeter Weise Geltung verschafften. Da wurde die „Klage von Gilboa“, in welcher David den Tod des Königs Saul beweint, zu einem besonderen Moment. Über den vom Dirigenten rezitativisch geformten, sich verdichtenden Stößen der Bläser entspannen sich arabeskenhaft die Stimmen von Barbara Buffy (Mezzosopran, Foto oben) und Anna Nesyba (Sopran, Foto unten) im wortlosen Duett abwechselnd mit dem Frauenchor über der von Sprecher Stephan Ullrich melodramatisch vorgetragenen Trauer, bis Nesyba die Klage mit einem beeindruckenden Decrescendo ersterben ließ.

Besondere Akzente wusste auch Julian Freibott zu setzen, für dessen Tenorstimme drei der insgesamt neun Psalmen vorgesehen waren, darunter auch die besonders lyrischen Worte des elften Psalms, welchen er mit scheinbar mühelos wechselnden Registern des Ausdrucks und großer dynamischer Bandbreite Seele verlieh.  

Sein Übriges tat dazu, dass die Akustik der Aula diesem König David – jedenfalls in den Ohren des begeisterten Publikums – einen wunderbaren Rahmen gab.

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Seite 156231, aktualisiert 07.02.2023