Konfessioneller Religionsunterricht kooperativ (KoRUk) startet in Bayern

Bamberger Lehrkräftebildung bereitet mit einzigartigem Studienangebot auf das neue Unterrichtsmodell vor

Kinder in einem Klassenzimmer.
  • Campus
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  • 11.04.2024
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  • Tanja Eisenach
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  • Lesedauer: 5 Minuten

Zum kommenden Schuljahr 2024/25 wird in den ersten beiden Jahrgangsstufen der Grundschule der konfessionelle Religionsunterricht in Kooperation (KoRUk) flächendeckend ermöglicht. Das teilte das Bayerische Kultusministerium am 8. April 2024 in einem Schreiben an alle bayerischen Bezirksregierungen mit. Damit können – zunächst als Modellprojekt für zwei Schuljahre – evangelische und katholische Schülerinnen und Schüler gemeinsam von einer Lehrkraft unterrichtet werden, die entweder katholisch oder evangelisch ist – eine konsequente Weiterentwicklung schon existierender Religionsunterrichtsprojekte zur konfessionellen Kooperation. Die Institute für Evangelische und Katholische Theologie der Universität Bamberg bieten für das neue Unterrichtsmodell ein passgenaues und einzigartiges Studienangebot.

Die Umstellung auf den KoRUk bringt einige Neuerungen für die Religionslehrkräfte mit sich: Größere Gruppen müssen konfessionssensibel unterrichtet werden – was unter anderem bedeutet, die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern beider Konfessionen gleichermaßen zu berücksichtigen. Damit das gelingen kann, braucht die Lehrkraft dreierlei: neuartige didaktische Konzepte, zusätzliches inhaltliches Knowhow und eine Haltung, die beide Konfessionen gleichermaßen wertschätzt. „In der Grundschule erarbeitet der KoRUk ausgehend von den lebenspraktischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler das gemeinsam Christliche an einem Thema“, erläutert Prof. Dr. Stefanie Lorenzen, Inhaberin des Lehrstuhls für Evangelische Theologie mit Schwerpunkt Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts. „Auf dieser Basis können dann spezifische und besondere konfessionelle Perspektiven entwickelt und sichtbar gemacht werden.“

Konfessionelle Kooperation als Profilmerkmal an den Bamberger theologischen Instituten

Jetzt sind auch die bayerischen Universitäten und Hochschulen gefragt: Entsprechende Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien sind nötig, um die Religionslehrkräfte bei dieser Umstellung gut zu begleiten. Zugleich müssen die Lehramtsstudiengänge an die neu geforderten Inhalte und Kompetenzen angepasst werden. Die beiden Institute für Katholische und Evangelische Theologie der Universität Bamberg leisten dabei Pionierarbeit: „Seit mehreren Jahren haben wir in Bamberg bereits konfessionell-kooperative Module in unseren Religionslehramtsstudiengängen verankert – einzigartig in Bayern“, sagt der katholische Theologe Prof. Dr. Konstantin Lindner, Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts. Die kurzen Wege und das große Interesse aneinander haben es ermöglicht, konfessionelle Kooperation an beiden Instituten als Profilmerkmal zu etablieren. „Unsere Studierenden können daher seit langem von entsprechend ausgerichteten öffentlichen Veranstaltungen sowie Forschungs- und Lehrangeboten profitieren“, führt Stefanie Lorenzen aus.  

„Die Universität Bamberg sieht ihre Aufgabe nicht nur darin, Wissen weiterzugeben, sondern auch darin, Toleranz, Verständigung und respektvolles Miteinander in der Gesellschaft zu fördern“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Fischbach. „Durch die konfessionelle Kooperation ist unser theologisches Studienangebot bereits jetzt darauf ausgelegt, Qualifikationen zu vermitteln, die das neue Unterrichtsmodell in einem besonderen Maße fordert.“

Deutschlandweit einzigartiges Lehrangebot zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht

Deutschlandweit einzigartig ist zum Beispiel das lehramtsprüfungsordnungs-konforme Zertifikat „Kompetent für konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“. In entsprechend ausgerichteten Modulen gestalten jeweils eine dozierende Person aus der evangelischen und der katholischen Theologie gemeinsame Lehrveranstaltungen für Studierende beider Konfessionen. Darin vermitteln sie sowohl konfessionelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede christlicher Weltdeutung als auch religionsdidaktische Kompetenzen, die für eine professionelle Planung, Durchführung und Evaluation von KoRUk notwendig sind.

Wissenschaftsminister Markus Blume sagt: „Ein innovatives Lehrangebot am Puls der Zeit, das Tradition und Zukunft einmalig verbindet: Bamberg ist eine unserer Top-Universitäten für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Der hier in Forschung und Lehre über Fächergrenzen hinweg praktizierte Fokus auf konfessionellen Dialog und Toleranz machen die Otto-Friedrich-Universität zum absolut prädestinierten Ort für das zukunftsweisende Lehrangebot zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in Bayern.“

Die bereits bestehenden Angebote zur konfessionellen Kooperation ermöglichen es den Bamberger Theologien, ihr Studienangebot quasi auf Knopfdruck den neuen schulischen Gegebenheiten anzupassen. So wird es ab dem Wintersemester 2024/25 im Bereich Religionsdidaktik verpflichtende KoRUk-Module für Studierende des Grundschullehramts geben. Auch das ist deutschlandweit einzigartig.

Vorteile des konfessionellen Religionsunterrichts in Kooperation

Für den kooperativen Religionsunterricht sprechen inhaltliche und pragmatische Gründe, wie auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen. Denn von dem neuen Modell können sowohl Schülerinnen und Schüler als auch die Schulen selbst profitieren. „Gerade in der Grundschule ist es aus pädagogischer Sicht besonders wichtig, die Klassen möglichst viel im Verbund zu unterrichten“, stellt Konstantin Lindner fest. „Das bisherige Modell, in dem die katholischen und evangelischen Schülerinnen und Schüler jeweils getrennt unterrichtet werden, ist dahingehend nicht optimal.“

In Zeiten von Globalisierung und einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft werde die Sinnhaftigkeit eines monokonfessionellen Religionsunterrichts an Grundschulen immer schwerer vermittelbar. Die sinkenden Zahlen der Schülerinnen und Schüler, die konfessionell gebunden sind, sowie der Lehrkräftemangel täten ein Übriges. „Wir gehen deshalb davon aus, dass das Angebot des KoRUk bei den Grundschulen auf großes Interesse stoßen wird“, sagt Stefanie Lorenzen.

Weitere Informationen zum Zertifikat „Kompetent für konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“: https://www.uni-bamberg.de/ktheo/studium/zertifikat-kompetent-fuer-konfessionelle-kooperation/

Weitere Informationen zum Studienangebot der Bamberger Theologien: https://www.uni-bamberg.de/ktheo/studium/ und https://www.uni-bamberg.de/evtheo/studium/

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Seite 164582, aktualisiert 11.04.2024