Universität Bamberg unterstützt Transformation der Automobilindustrie

Für rund 2 Millionen Euro entsteht ein KMU-KI-Erfahrungszentrum

  • Forschung
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  • 23.01.2023
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  • Tanja Eisenach
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  • Lesedauer: 6 Minuten

Die wirtschaftliche Struktur der Region Bamberg ist geprägt von Automobilzulieferern und Betrieben, die aktuell mit innovativen Konzepten der Transformation im Automotive-Bereich begegnen müssen. Die Universität Bamberg wird diese kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) gezielt und bedarfsgerecht bei der digitalen Transformation unterstützen: Rund 2 Millionen Euro stellt das Bayerische Wirtschaftsministerium Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Informatik, Erwachsenenbildung und Psychologie zum Aufbau eines KMU-KI-Erfahrungszentrums zur Verfügung. Es wird im Cleantech Innovation Park Hallstadt entstehen. Das Projekt startet zum 1. Januar 2023 und läuft drei Jahre.

„Mit dem KMU-KI-Erfahrungszentrum schaffen wir Zukunftsperspektiven für die Region, für produzierende Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Denn durch die Etablierung eines neuen KI-Forschungsschwerpunkt unterstützen wir die digitale Transformation. Auch die Automobilzuliefererindustrie profitiert durch verbesserte Produkte und neue Produktionsverfahren. So wie einst die Dampfmaschine verhilft künftig das KI-System zu höherer Produktivität. Die Hilfestellung umfasst alle Stufen der Produktion einschließlich der Lieferketten, die durch optimale Erfassung und Steuerung resilienter werden kann,“ sagt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (links im Bild) anlässlich der Übergabe des Förderbescheids am 23. Januar 2023 in München.

Die Universität Bamberg bringt dabei unter anderem ihre langjährige Erfahrung im Bereich menschzentrierte Künstliche Intelligenz (KI) ein. Im Fokus stehen interaktive Systeme, bei denen Mensch und KI zusammenarbeiten. Forschende aus der Informatik entwickeln entsprechende Ansätze in engem interdisziplinären Austausch mit den Humanwissenschaften. „Wir verstehen es als unsere Aufgabe, wissenschaftliche Lösungen für drängende Probleme zu erarbeiten, zum Beispiel im ökonomischen und technologischen Bereich“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Fischbach (rechts im Bild). „Mit dem KMU-KI-Erfahrungszentrum können wir unser Engagement für Bamberg und Oberfranken in dieser Hinsicht weiter verstärken. Darauf freuen wir uns.“

„Der Weg zur Klimaneutralität und immer kürzere Produktlebenszyklen stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen haben aufgrund dieser hohen Belastungen bisher häufig nicht die Möglichkeit, sich das Wissen um die Anwendung der KI selbst zu erschließen“, sagt Peter Keller, Geschäftsführer der Cleantech Innovation Park GmbH. „Daher sind wir glücklich, mit der Universität Bamberg und ihrem Projekt den Kompetenzträger der Region für diesen Themenbereich am Cleantech Innovation Park zu haben.“

Im KMU-KI-Erfahrungszentrum werden Potenziale von KI in der Fertigung aufgezeigt und Workshops zum Umgang mit digitalen Technologien angeboten

Das Projekt besteht aus drei Teilbereichen: Im Bereich Informatik können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KMU an zwei Stationen KI-gestützte Fertigungsprozesse kennenlernen und für konkrete Anforderungen testen. Sie erfahren zum Beispiel, wie sie mithilfe von Sensordaten Informationen über den Produktionsprozess sowie zur Qualitätsprüfung erhalten oder wie Mensch und Maschine gefahrlos in der Montage zusammenarbeiten können. Mithilfe konkreter Anwendungsszenarien bis hin zu gezielten Workshops werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, wie durch den Einsatz von KI-Methoden Produktionsprozesse effizienter und gleichzeitig nachhaltiger werden können. „Gerade in so komplexen Bereichen ist es notwendig, dass menschliche Expertise einfließen kann, um KI-Modelle gezielt an wechselnde Anforderungen anzupassen“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Ute Schmid (Mitte), Inhaberin des Lehrstuhls für Kognitive Systeme, die zugleich den ersten Teilbereich verantwortet. „Im KMU-KI-Erfahrungszentrum können wir zudem eigene Forschungsergebnisse aus dem Bereich interaktives maschinelles Lernen demonstrieren und darstellen, wie KI-Systeme menschliche Kompetenzen nutzen und gleichzeitig erweitern und fördern können.“

Die Entwicklung von Informationsveranstaltungen rund um das Thema Digitalisierung in der Fertigung sowie Netzwerk-Workshops für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KMU steht im Mittelpunkt des zweiten Teilbereichs. Sie entstehen auf der Basis einer systematischen Bedarfsanalyse bei Unternehmen in der Region und werden zudem wissenschaftlich evaluiert, um sie zielgerichtet weiterentwickeln zu können. Verantwortlich dafür ist ein Team der Professur für Erwachsenenbildung und Weiterbildung unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Franz.  

KMU-KI-Erfahrungszentrum soll Verständnis und Akzeptanz von digitalen Technologien fördern

Verschiedene bildgebende Formate wie interaktive Dashboards sollen den Umgang mit KI-Systemen erleichtern und die Akzeptanz von digitaler Technik fördern. Sie entstehen im dritten Teilbereich unter der Leitung von Prof. Dr. Claus-Christian Carbon vom Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre. Bei der Entwicklung spielen Einflussfaktoren, die zwischen menschlichen und technischen Systemen wirken, eine große Rolle. Ziel ist unter anderem, die Formate so zu gestalten, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter KI-Systeme möglichst intuitiv verstehen sowie einfach und sicher bedienen können.

In den kommenden Jahren wird die Universität Bamberg ihre Expertise im Bereich KI weiter ausbauen und damit ihr Engagement für Stadt und Region weiter verstärken: Im Rahmen der Hightech Agenda Bayern entstehen derzeit bis zu 30 neue Professuren, darunter sieben im Bereich KI.
 

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Seite 155644, aktualisiert 23.01.2023