Lehrkräfte: digital fit!

Fünf Forschungsprojekte mit mehr als vier Millionen Euro Förderung zur digitalen Transformation in Schule und Lehrkräftebildung gehen an den Start.

Theresa Summer, Volker Frederking und Jörn Brüggemann sitzen im Hörsaal.
  • Forschung
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  • 20.12.2023
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  • Hannah Fischer
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  • Lesedauer: 6 Minuten

An insgesamt fünf Projekten ist die Universität Bamberg im Rahmen des Kompetenzverbundes lernen:digital beteiligt. Sie alle sind in den vergangenen Monaten an den Start gegangen. Der Kompetenzverbund fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis in Bezug auf die digitale Transformation in Schule und Lehrkräftebildung. Deutschlandweit bündeln vier Kompetenzzentren die Expertise aus über 200 länderübergreifenden Forschungsprojekten in den Bereichen MINT, Sprachen/Gesellschaft/Wirtschaft, Musik/Kunst/Sport und Schulentwicklung. Gemein ist ihnen allen: Sie entwickeln evidenzbasierte Fortbildungen für Lehrkräfte und Schulleitungen, Unterrichtsmaterialien und Schul- beziehungsweise Unterrichtskonzepte – und das in einer Kultur der Digitalität. Der Kompetenzverbund lernen:digital wird finanziert durch die Europäische Union – NextGenerationEU und gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Starkes Profil in digitaler Bildung

„Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist ein wichtiges Profilmerkmal unserer Universität“, betonte Prof. Dr. Kai Fischbach, Präsident der Universität Bamberg, bei der Auftaktveranstaltung der Projekte DiSo-SGW und DiäS im Oktober. „Es ist ein außerordentlicher Erfolg, dass wir jetzt an gleich fünf Projekten im Rahmen des Kompetenzverbundes mitwirken.“ Insgesamt mehr als vier Millionen Euro Drittmittel warben Forschende der Universität dafür ein. Über 20 Projektstellen für wissenschaftliche Mitarbeitende konnten im Rahmen der Projekte geschaffen werden. „Das alles trägt dazu bei, die Profilbildung im Bereich der digitalen Bildung an der Universität weiter zu stärken“, hob der Präsident hervor. Den Projekten mit Bamberger Beteiligung ist gemein, dass sie konkrete Fortbildungsmodule für Lehrkräfte entwickeln und evaluieren. Die Ergebnisse sollen nachhaltig und bundesweit ins Bildungssystem einfließen. Alle Vorhaben konzentrieren sich vor allem auf die zweite und dritte Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, nämlich den Vorbereitungsdienst/Referendariat sowie die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften, die schon in der Berufspraxis angekommen sind. Die erste Phase – das Studium – nahm in den vergangenen acht Jahren das Projekt WegE: Wegweisende Lehrerbildung in den Blick, das zum Ende des Jahres abgeschlossen wird. Auf Erfolge aus WegE können die neu gestarteten Projekte jetzt zurückgreifen. Vor allem die Kooperationen der Bamberger Forschenden mit Praxispartnern aus den Schulen kommen den neuen Projekten aus dem Kompetenzverbund zugute, die alle in enger Zusammenarbeit mit der Praxis stattfinden. 

Über den großen Erfolg freut sich auch das Leitungsteam des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung Bamberg (ZLB), durch welches die Vorhaben – genauso wie bereits WegE – koordiniert werden: „Um die Stärken der Bamberger Lehrkräftebildung ideal zu nutzen, greifen die Projekte auf die Vernetzungsstruktur des ZLB zurück. Auf diese Weise können wir in Verbindung von Theorie und Praxis digitalisierungsbezogene Lehrkräftebildung wegweisend vorantreiben“, erklärt Prof. Dr. Theresa Summer, Sprecherin des ZLB-Leitungskollegiums und Co-Leiterin des Projekts DiSo-SGW.

Im Detail: Fünf Bamberger Vorhaben im Rahmen des Kompetenzverbunds lernen:digital

Digitale Souveränität als Ziel wegweisender Lehrer:innenbildung für Sprachen, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften in der digitalen Welt (DiSo-SGW):

Das Verbundprojekt DiSo-SGW wird von der Universität Bamberg geleitet. Ziel ist es, Fortbildungsmodule für Lehrkräfte in den Bereichen Sprache, Gesellschaft und Wirtschaft im Kontext einer digitalen Bildung zu entwickeln und zu evaluieren. „Uns ist wichtig, die entwickelten Ansätze und Lehrkonzepte nachhaltig in das Bildungssystem einfließen zu lassen“, erläutert Prof. Dr. Jörn Brüggemann, Projektleiter und Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Am Ende des Projektes sollen die entstandenen digitalen Fortbildungsmodule bundesweit über Fortbildungsinstitute und ein webbasiertes Portal Verbreitung finden. 

Digital-ästhetische Souveränität von Lehrkräften als Basis kultureller, künstlerischer, musikalischer, poetischer und sportlicher Bildung in der digitalen Welt (DiäS):

Das DiäS-Projekt konzentriert sich auf die digitale Transformation in den Bereichen kulturelle, künstlerische, musikalische, poetische und sportliche Bildung. Dabei legt es einen starken Fokus auf Ästhetik. Strukturell funktioniert DiäS wie DiSo-SGW. Beide Projekte basieren zudem auf umfangreichen Vorarbeiten, die jetzt genutzt werden können, um beispielweise auch Chancen und Risiken digitaler Medien und eines digital gestützten Fachunterrichts zu reflektieren. 

Digital Leadership & Kommunikations- und Kooperationsentwicklung (LeadCom):

LeadCom richtet sich neben Lehrkräften gezielt an Schulleitungen. Neben Fortbildungen und der Verankerung in der schulischen Praxis sieht Prof. Dr. Annette Scheunpflug, Inhaberin des Lehrstuhls für Allgemeine Pädagogik und Ansprechpartnerin für das Projekt an der Universität Bamberg, vor allem folgendes Hauptziel: „Wir wollen die digitale Kommunikations- und Kooperationskultur an Schulen fördern.“ Mit Digital Leadership ist ein Führungsstil durch Schulleitungen gemeint, der die Vorteile der Digitalisierung einbezieht. 

Schulentwicklung: Digital – Demokratisch (SchuDiDe):

SchuDiDe untersucht Potenziale für Schule als demokratiefördernde gesellschaftliche Institution in der digitalisierten Welt. Ziel ist es, konkrete Konzepte und digitale Werkzeuge für Schulen zur Verfügung zu stellen. Dabei arbeitet SchuDiDe auf verschiedenen Ebenen. Auf der übergeordneten Ebene betrachtet das Projekt gesellschaftliche Auswirkungen der Digitalisierung und setzt ethische und juristische Leitlinien für digitale Schulentwicklung. Darüber hinaus fördert es interkulturelle und inklusive Schulentwicklung in Hinblick auf digitale Angebote. Auf der Mikroebene analysieren die Forschenden die Auswirkungen digitaler Tools auf Lehr-Lernprozesse.

Wirtschaftspädagogik und Ökonomische Bildung: Lehrkräftebildung und Unterricht digital (WÖRLD):

WÖRLD befasst sich mit der Aus- und Fortbildung von Wirtschaftslehrkräften sowie der Gestaltung von digitalem und digital unterstütztem Unterricht in der beruflichen Bildung. „Wir konzentrieren uns auf die Förderung von digital literacy von Lehrkräften. Mit einen einfach zugänglichen Onlinetool können Lehrkräfte ihre Fähigkeiten selbst testen und dann Micro-Fortbildungen onlinebasiert absolvieren“, erläutert Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz, Projektleiter in Bamberg und Professor für Wirtschaftspädagogik. Digital literacy meint Fähigkeiten von Lehrkräften, digitale Ressourcen nutzen zu können (z.B. Lernvideos im Unterricht), handlungsorientierten Unterricht mit digitalen Technologien zu gestalten (z.B. virtuelles Rollenspiel mit Tablets) oder digitale Möglichkeiten zur Lernstandfeststellung zu verwenden (z.B. Logfile-Analysen). Im beruflichen Bereich schreitet die digitale Transformation von Arbeitsprozessen voran. „Diese Entwicklungen müssen Lehrkräfte fachdidaktisch in ihre Unterrichtsarbeit integrieren können“, so Gerholz. 

Weitere Informationen zu den Projekten unter: www.uni-bamberg.de/zlb/forschung-projektekompetenzverbund-lernendigital

Ein Interview mit Forscher*innen zum Abschluss des WegE-Projekts ist zu finden unter: blog.uni-bamberg.de/campus/2023/wegweisende-lehrerbildung

Im Dezember 2023 fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Digitale Bildung“ an der Universität Bamberg statt. Wissenschaftler*innen der Universität diskutierten über Veränderungen an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen, die sich durch den Einsatz von modernen Technologien ergeben. Ein Nachbericht ist zu finden unter: blog.uni-bamberg.de/campus/2023/digitale-bildung

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Seite 163079, aktualisiert 20.12.2023