Gleichzeitig Studium, Beruf, Familie, Hobby… Wie geht das?

Wir haben bei der Literatur-und-Medien-Studentin Annelie Faber nachgefragt.

Studentin Annelie Faber mit Mikro in Interviewpose.
  • Menschen
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  • 17.04.2020
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  • Stephanie Fröba
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  • Lesedauer: 4 Minuten

Eigentlich ist es Annelie Fabers Job, nachzufragen – interessiert und manchmal auch ein bisschen provokativ nachzubohren, einzulenken und spannende Einblicke zu geben. Heute machen wir mit ihr Rollentausch. Die Frau hinter dem Mikro darf Fragen beantworten und ihre eigene Geschichte erzählen.

An der Uni Bamberg beginnt diese schon vor fast zwei Jahrzehnten, als Annelie hier ihr Erststudium in Psychologie begann. Zwischen 2015 und 2019 hat sie ihren Bachelor in Kommunikationswissenschaft gemacht und befindet sich mittlerweile im zweiten Semester des Masterstudiums in Literatur und Medien. Neben ihrem Leben an der Uni gibt es ihre Familie mit ihrem Mann, dem achtjährigen Sohn Theo und der fünfjährigen Tochter Liese. Außerdem steht Annelie fest im Berufsleben – sie arbeitet seit 15 Jahren als Reporterin und Moderatorin beim Regionalsender TV Oberfranken und ist dort nicht einfach so wegzudenken, „nur“ weil gerade mal eine Hausarbeit zu schreiben oder ein Referat vorzubereiten ist. Dass es bei dem Pensum der Studentin aus Stegaurach sowas wie Langeweile oder zumindest Freizeit gibt, ist schwer vorstellbar. Aber all das ist machbar, macht man es mit ähnlicher Motivation wie Annelie…

Du stehst seit 15 Jahren im Berufsleben und hast Dich trotzdem für ein Studium entschieden. Was hat Dich dazu veranlasst? Und was möchtest Du damit beruflich erreichen?

Ich konnte mein erstes Studium (Diplom Psychologie, Uni Bamberg) aufgrund extremer Prüfungsangst nicht abschließen. Danach wollte ich eigentlich Germanistik studieren, brauchte dafür aber ein Praktikum. Dadurch bin ich bei TVO gelandet und habe mich "erst einmal" auf den Beruf und die Karriere konzentriert. Der Uniabschluss blieb aber immer ein Thema für mich. Als meine Tochter auf die Welt gekommen ist, habe ich die Elternzeit dazu genutzt und mich endlich getraut, den Schritt zurück an die Uni zu wagen. Ich habe mir zusätzliche Qualifikationen und dadurch auch eine Gehaltssteigerung erhofft. Wenn ich irgendwann doch noch den Schritt zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehen möchte, dann benötige ich den Uniabschluss auf jeden Fall. Inzwischen glaube ich, dass der Mix aus beidem – also Uni und Beruf – auf beiden Seiten enorme Vorteile bringt. Es macht mich effektiver und zielstrebiger beim Lernen und andererseits bringt es viele Anregungen für meinen beruflichen Alltag.

Fester Job, Familie mit zwei Kindern, Studium… Wie funktioniert das? Wann ist es hart – und was motiviert Dich dann?

Das funktioniert nur durch viel Disziplin, gute Logistik und Spaß an der Sache. Ich sehe es als ein Privileg, studieren zu dürfen. Und ich bin seit jeher sehr ehrgeizig. Mein Beruf als Redakteurin und Moderatorin in einer tagesaktuellen Redaktion hat mich zudem sehr stressresistent gemacht. Grundlegender Motor ist aber sicher der eiserne Wille, den Abschluss zu schaffen. Ein Aspekt darf hier auf keinen Fall vergessen werden. Die Tatsache, dass der Ehemann und die Familie die herausfordernde Situation mittragen. Wobei ich auch finde, dass unsere Gesellschaft so emanzipiert sein sollte, auch einer Mama die Freiheit zu Beruf und Studium zuzugestehen. Das verspüre ich leider nicht immer. Mein Mann sieht das genauso als selbstverständlich an wie ich, und dafür bin ich dankbar.

Für welche Hobbys schaffst Du es, Dir trotz des vollen Programms Zeit zu nehmen? Was bedeutet Dir das?

Ich jogge dreimal in der Woche fünf bis zehn Kilometer und gehe einmal in der Woche zum Yoga. Das hält mich körperlich fit. Außerdem habe ich ein Pferd. Das ist natürlich auch Sport, aber vor allem ist das mein mentaler Ausgleich. Beim Pferd dürfen meine Gedanken nicht bei einer ausstehenden Hausarbeit oder dem möglichen Topthema für die Oberfranken-Aktuell-Sendung am nächsten Tag sein. Ohne diesen Ausgleich würde das alles auf Dauer nicht funktionieren. Denn ganz klar, Familie, Beruf, Studium bedeutet auch Stress.

Wie feierst Du Deinen Master beziehungsweise auf was freust Du Dich am meisten, wenn am Master ein Haken gesetzt ist?

Darüber habe ich mir ehrlich gesagt, noch gar keine Gedanken gemacht. Meinen Bachelorabschluss habe ich mit meinem Mann in der Bamberger Innenstadt gefeiert. Für den Master könnte ich mir vielleicht doch eine kleine Feier mit Freunden vorstellen. Das ist wohl etwas, was man als Mama gar nicht mehr als so wichtig empfindet. Sich selbst zu feiern. Außerdem sind bis dahin noch viele Hürden zu nehmen, die erst einmal bewältigt werden müssen. So wie jetzt die Corona-Krise.

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Seite 147761, aktualisiert 19.01.2022