Tätigkeiten, die persönlich bereichern

Valentina und Linus erzählen von ihrem Engagement in der Fachschaft SoWi

Fachschaftssprecher*innen Valentina und Linus mit Merchandising im Fachschaftszimmer
  • Menschen
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  • 03.11.2022
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  • Jean Müller
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  • Lesedauer: 6 Minuten

Valentina und Linus studieren beide Politikwissenschaften an der Fakultät Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften, (Abk. SoWi). Des Weiteren sind sie in der Fachschaft aktiv, wobei das Fachschaftsleben nicht mit allwöchentlichen Saufgelagen oder trockener Antragsarbeit verwechselt werden darf. Im Gespräch mit den beiden erfahren wir, warum dieses Image hier nicht zutrifft, was es heißt, sich in einer Fachschaft zu engagieren und welchen Mehrwert ein Engagement für die persönliche und fachliche Entwicklung bereithält.

Was Engagement bedeutet

„Engagement bedeutet für mich, etwas für andere in meiner Freizeit zu tun, neue Perspektiven kennenzulernen und anderen zu helfen.“ Schon vor ihrer Fachschafstätigkeit war Valentina engagiert: An der Universität Konstanz war sie Mitglied bei Amnesty International und ist auch jetzt in der Bamberger Hochschulgruppe von Amnesty aktiv. Sowohl in der Fachschaft als auch bei Amnesty gehe es vor allem um die Interessensvertretung: „In beiden Fällen sind es Gruppen, die entweder nicht zu Wort kommen oder ihre Interessen nicht kollektiv vertreten können.“ Sich zu engagieren heißt, für diese Personengruppen einzustehen sowie dabei über sich selbst hinauszuwachsen.

Linus kann dies nur bestätigen. Während der Schulzeit hatte er die Interessen der Schüler*innen vertreten, später war er in der Freiwilligen Feuerwehr und machte nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Psychiatrie. Jetzt ist er gemeinsam mit Valentina Fachschaftssprecher. Sich zu engagieren bedeutet für ihn, den eigenen Horizont zu erweitern. Im Kontext der Fachschaft bedeutet es aber auch, Strukturen kennen und verstehen zu lernen sowie sich den eigenen Rechten und Pflichten bewusst zu sein.

Engagement in der Fachschaft – Tätigkeiten, die bereichern

Grundsätzlich gibt es verschiedene Teams mit jeweils unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen: Das Eventteam kümmert sich um die Organisation von Veranstaltungen, das Finanzteam kümmert sich um Abrechnungen, das Kommunikationsteam um die Kommunikation – sowohl nach innen als auch nach außen–, zum Beispiel per Social-Media. Des Weiteren gibt es noch das Hochschulpolitik–Team, bestehend aus gewählten Mitgliedern, die im Studierendenparlament vertreten sind und kleinere Arbeitskreise zu vielfältigen Themen.

Eine Interessensvertretung zeigt sich entsprechend in heterogener Form: Zum Beispiel in Form von politischer Arbeit, wenn ein Antrag gegenüber der Universitätsleitung durchgesetzt werden konnte, der für alle Studierenden von Vorteil ist, oder in Form von direkter Vermittlung zwischen Studierenden und Dozierenden. Valentina erzählt uns von einem Fall, bei dem ein Dozent kurzfristig die Klausurbedingungen änderte. Die Studierenden waren empört und suchten Rat bei der Fachschaft. Diese vermittelte in dem sie mit dem Dozierenden in Kontakt trat – mit Erfolg. Die Forderung, bei den Ursprungsbedingungen zu bleiben, konnte durchgesetzt werden. Dass es eine Instanz gibt, die ein offenes Ohr für Studierende hat, sei für Valentina schon viel Wert: „Manchmal möchte man sich einfach über das Studium austauschen und über die Probleme oder Herausforderungen, die damit einhergehen. Hinterher ist man entspannter und froh, dass man es auch einer Person mitteilen konnte, die nicht direkt selbst betroffen ist.“

Des Weiteren nehmen Mitglieder der Fachschaft an Berufungsverfahren zur Besetzung von Professuren teil, wie uns Linus erklärt. Sie dürfen Bewerber*innen dahingehend befragen, inwiefern sie ihre Arbeit an die Interessen der Studierenden ausrichten. Von den Studierenden sitzt auch ein Mitglied im Ausschuss, der die Wahl trifft, ob der*die Bewerber*in angenommen wird oder nicht. Für Linus ist es interessant „(…) mal als Studierender auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen, wo man sich selbst nicht beweisen muss, sondern mal die Dozierenden sieht, wie sie sich verkaufen müssen.“

Neben der direkten Interessenvertretung kommen Tätigkeiten hinzu, wie die Erstsemestertütenaktion. Dies beinhaltet das Sammeln von Sponsoren, die Kommunikation mit allen Beteiligten, das Abklären von Räumlichkeiten. Man muss den Überblick behalten und ist verantwortlich dafür, dass alles klappt. Valentina macht deutlich, dass durch die Fachschaftsarbeit Kompetenzen erworben werden, die auch für das Leben nach der Uni wichtig sind: „Durch die Tätigkeiten kann man Softskills für das Berufsleben sammeln. Man entwickelt ein Gespür für unterschiedliche Charaktere, wie man was einordnen muss. Man lernt auch wie man E-Mails schreibt und hat keine Scheu mehr ans Telefon zu gehen. Das sind zwar Basics, die aber wichtig sind und auch erstmal erlernt werden müssen.“

Aber nicht nur Softskills sind ein Mitbringsel der Fachschafstätigkeit. Wer sich in einer Fachschaft engagiert, gewinnt auch viele Freunde dazu und damit eine Mehrperspektivität: „Das ist ja das Schöne an der Fachschaft hier in Bamberg, dass die gesamten Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften zusammengelegt sind, dass man Leute aus anderen Studiengängen kennenlernt, Leute, mit einem anderen Background. Gerade auch während des Corona-Semesters, habe ich doch die meisten Freunde über die Fachschaft kennengelernt,“ sagt Linus. Das Verfolgen gemeinsamer Ziele, Aktionen wie das Fachschaftswochenende und eine generell familiär anklingende Atmosphäre sorgen dafür, dass man schnell in die Gruppe integriert wird. Auf die Frage hin, wie sie die Fachschaft in drei Worten beschreiben würden, lautet die Antwort: Lustig, bunt – und vertrauenswürdig: „Wenn hier etwas besprochen wird, bleibt es auch hier.“

Wie aktiv werden? Voraussetzungen und Erwartungen

Prinzipiell sei jeder willkommen und es benötige keine Fachkenntnisse. „Eigentlich muss man nur Bock haben. Die Leute müssen auch keine Angst haben, Fragen zu stellen, es gibt keine blöden Fragen. Außerdem wächst man schnell rein,“ so Linus. Nach Valentinas Einschätzung sei mit circa zweieinhalb bis drei Stunden zu rechnen, die man pro Woche in die Fachschaftsarbeit investiert. Schlussendlich komme es aber ganz darauf an, wie viel man leisten kann und will: „Es reicht auch aus „nur“ bei den Sitzungen dabei zu sein und seine Perspektive einzubringen. Je mehr Perspektiven wir haben, desto besser lassen sich Lösungen finden. So können wir sicherstellen, dass es nicht nur einseitige Interessen sind, die wir vertreten.“ Formal betrachtet muss man drei Mal bei einer Fachschaftssitzung dabei gewesen sein und der Fakultät Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften angehören, um Mitglied zu werden.  Es können sich aber auch Personen mit einem Nebenfach aus der SoWi in der Fachschaft engagieren.

Abseits der Fachschaftstätigkeit

So wertvoll das Fachschaftsleben ist – natürlich existiert auch ein anderes abseits des Engagements, welches ebenso wichtig ist. In ihrer Freizeit kocht Valentina gerne zusammen mit Freunden, Linus geht gerne Bouldern oder Volleyball-Spielen. Außerdem gehen beide auch mal aus. Ihr absoluter Ausgehtipp: Das Strawanza.

 

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Seite 154869, aktualisiert 02.11.2022